Frage an Rolf Kahnt von Reinhard D. bezüglich Gesundheit
Bekanntermassen steuern wir in der BRD auf einen Mangel an niedergelassenen Ärzten hin, vor allem auf dem Lande. Die gesetzlichen Krankenkassen haben volle Kassen wie nie zuvor.
Was spricht gegen ein Ende der leistungsfeindlichen Budgetierung, Ausstellung einer Behandlungsrechnung für jeden Patienten und umgehende Erstattung nach der ärztlichen Gebührenordnung durch die zuständige Krankenkasse?
Sehr geehrter Herr D. S.,
vielen Dank für Ihre Frage. In der Tat ist Ihre Einschätzung des Mangels an niedergelassenen Ärzten ein gewaltiges Problem, das den ländlichen Raum besonders hart trifft, wenn bei gleichzeitiger Schließungen von Krankenhäusern zusätzlich eine medizinische Versorgungslücke vor Ort entsteht, so dass Patienten befürchten müssen, weite Wege in die Großstädte, auch bei kleineren medizinisch notwendigen Behandlungen, auf sich nehmen zu müssen. An der Bergstraße habe ich als Fraktionsvorsitzender der AfD-Kreistagsfraktion vergeblich der Schließung des Krankenhauses „Luise“ in Lindenfels widersprochen. Ich habe kritisiert, dass bei der Schließung der „Luise“ deutlich wird, dass - obwohl ein zukunftsfähiges Konzept durch die Lindenfelser Ärzteschaft vorlag - der hessische Gesundheitsminister an den Patienten vorbei sich rein betriebswirtschaftlicher und gewinnorientierter Bestrebungen bediente. Trotz vieler Proteste aus der Bevölkerung und der Ärzteschaft war die Schließung der „Luise“ letztlich nicht zu verhindern, was in meinen Augen unverantwortlich bleibt.
Damit wird dem Mangel an Ärzten ein unverantwortlicher Vorschub geleistet worden. Gravierend kommt hinzu, dass sich insbesondere junge Ärzte wegen der viel größeren Arbeitsbelastungen als Hausärzte „rund um die Uhr“ weniger gern im ländlichen Raum niederlassen, da auch Urlaubs- oder sonstige Vertretungen nicht oder nur selten gewährleistet sind. Das, was allerdings alle niedergelassenen Ärzte am meisten beklagen, ist der ungeheuerlich angewachsene bürokratische Aufwand (auch Handwerker können ein Lied davon singen!) für jede noch so kleine Leistung. Der Patient steht dabei nicht mehr im Mittelpunkt und die unheilvoll beschränkende Budgetierung tut ihr Übriges dazu, dass Leistungen der Ärzte eingeschränkt und damit nicht mehr honoriert werden. Ich befürworte wie Sie, dass für jeden Patienten eine Behandlungsrechnung ausgestellt wird und umgehend eine Erstattung durch die zuständigen Krankenkassen erfolgt.
Dass dem nicht so ist, bzw. dass hier für die für die Ärzteschaft keine hilfreiche Unterstützung erfolgt, ist jener Schwerfälligkeit geschuldet, die Ärzte in ihrem verantwortungsvollen Beruf nicht nur ungebührlich behindern sondern auch dazu führt, sich woanders niederzulassen. Interessanterweise werden im Ausland wesentlich bessere Arbeitsbedingungen für Ärzte geboten. Nicht wenige, gut ausgebildete Ärzte kehren der Bundesrepublik den Rücken und finden ihr Glück tatsächlich woanders. Das kann aber keine Lösung sein, wenn attraktive Arbeitsbedingungen für Ärzte in Deutschland nicht angeboten werden und unter Umständen auf Ärzte zurückgegriffen wird, deren Ausbildung bundesrepublikanischen Standards nicht entsprechen. Allein deswegen muss hier ein politisches Umdenken erfolgen, auch weil die Lebenserwartungen gestiegen sind, und damit die Nachfrage nach medizinischer Versorgung zunimmt. Dafür brauchen wir motivierte und leistungsorientierte Ärzte, die weder gegängelt noch mit bürokratischen Auflagen schikaniert werden. Im hessischen Landtag werde ich mich mit Nachdruck dafür einsetzen, die vorhandenen Missstände abbauen zu helfen. Das ist übrigens keine Lobbyarbeit für die Ärzteschaft, sondern es muss das Wohl des Patienten im Vordergrund stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Rolf Kahnt