Frage an Rolf Kutzmutz bezüglich Bildung und Erziehung

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Rolf Kutzmutz
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Frage von Paul M. •

Frage an Rolf Kutzmutz von Paul M. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Hr. Kutzmutz,

bezugnehmend auf Ihre Stellungnahmen zu den einzelnen Thesen sind mir mehrere Fragen aufgekommen:

Zum Thema Schulsystem habe ich meine erste Frage.
Wie stellen Sie und Ihre Partei es sich vor, die einzelnen Schulsysteme zusammen zu legen?
Was erhoffen Sie sich davon?
Denken Sie nicht, dass es kompliziert wäre, Schüler mit verschiedenen Lerninteressen und Leistungsständen in eine Klasse zu setzen? Meiner Meinung nach müssen die einzelnen Stärken und Schwächen der Schüler individuell gefördert werden, und das lässt sich leichter auf den verschiedenen Schulsystemen realisieren.

Zum Thema Bundeswehr und Wehrpflicht stellt sich meine nächste Frage.
Ich habe dem Parteiprogramm entnommen, dass Sie gegen die Wehrpflicht sind und auch den Einsatz der Bundeswehr im Ausland nicht gutheißen.
Wie stellen Sie sich zum einen die Gewährleistung der inneren Sicherheit in 20 Jahren ohne
Wehrpflicht vor, und zum anderen den Ausschluss deutscher Soldaten gegen den Terrorismus, vorallem im Ausland?
In der Partnerschaft zur NATO kann Deutschland nicht nur in Konfliktzeiten Hilfe verlangen, man muss auch jetzt schon für die Partner einstehen und Unterstützung leisten.

Ich würde Ihnen sehr verbunden sein, wenn Sie zu meinen Fragen Stellung nehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Paul Müller

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Müller,

für Ihre Fragen danke ich Ihnen, geben Sie mir doch die Gelegenheit einige Dinge aus meiner Sicht klarzustellen.

1. Zum Schulsystem:
Das dreigliedrige Schulsystem der Bundesrepublik stammt in seinen Kernideen aus dem späten 18. und dem frühen 19. Jahrhundert. Da sollte zumindest die Frage erlaubt sein, wie mit solch einem Schulsystem im 21. Jahrhundert umgegangen werden soll. Es gleicht soziale Unterschiede nicht aus- im Gegenteil, mit der Schule werden sie noch größer. Die verschiedenen PISA-Studien haben aufgezeigt, dass es eklatante Schwächen gibt. Wir wollen eine chancengleiche Bildung von Anfang an - also vielseitiges, praxisorientiertes Wissen und Können, interkulturellen Austausch und eine Förderung des Einzelnen, die kontinuierlich erfolgt. Gemeinschaftsschulen, die längeres gemeinsames Lernen und individuelle Förderung verbinden sind immer noch die Ausnahme - sie sind jedoch unser Ziel. Und da geht es nicht um Zusammenlegung einzelner Schulsysteme. Ja, auf die Stärken und Schwächen von Schülern gilt es individuell einzugehen- dazu bedarf es jedoch keiner Schulformen, die Kinder frühzeitig abhängen.

2. Bundeswehr und Wehrpflicht

Die Aufgabe der Bundeswehr ist im Grundgesetz klar geregelt. Sie ist zur Verteidigung der Bundesrepublik gegründet - nicht als Ersatz-Polizei im Inneren. Ich lehne, wie meine Partei Auslandseinsätze der Bundeswehr ab und verlange auch den Rückzug aus Afghanistan. Ich bin der Überzeugung, das die finanziellen Mittel, diese Kriegbeteiligung verschlingen in zivilen Projekten und Unterstützungen sinnvoller eingesetzt sind. Warum sollte Deutschland nicht können/dürfen, was zum Beispiel Kanada mit seiner Ankündigung des Rückzuges aus Afghanistan getan hat? Natürlich ist das für mich auch verbunden mit der Ablehnung der NATO-Doktrin, nach der die Verfolgung wirtschaftlicher Interessen zu einer militärischen Aufgabe erklärt wird.

Zur Wehrpflicht nur soviel: Sie existiert ja eigentlich schon jetzt nur noch für ca. ein Drittel der jeweiligen Jahrgänge, die eingezogen werden sollen, das kann man den Zahlen entnehmen. Ein großer Teil der jungen Menschen, die im Rahmen der Wehrpflicht in der Bundeswehr Dienst tun sollen wird gar nicht erfasst. Die Wehrpflicht abzuschaffen, die Bundeswehr zu einer Verteidigungsarmee umzugestalten und deutlich zu verkleinern, ist sinnvoll und auch gerecht.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Kutzmutz