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Bereitschaft, Deutschland zu verteidigen: Wie passt diese Aussage zu der Tatsache, "...dass es die AfD-Wähler und -Sympathisanten sind, die am häufigsten einen Wehrdienst verweigern würden" ?

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Frage von Suryo R. •

Bereitschaft, Deutschland zu verteidigen: Wie passt diese Aussage zu der Tatsache, "...dass es die AfD-Wähler und -Sympathisanten sind, die am häufigsten einen Wehrdienst verweigern würden" ?

Sehr geehrter Herr Lucassen,

in der Debatte zum Verteidigungshaushalt am 26.11.2025 sagten Sie folgendes über die AfD: "... im Gegensatz zu den wortgewaltigen Demokratieverteidigern auf der linken Seite, sind unsere Leute in der Tat bereit, Deutschland im Ernstfall zu verteidigen. Denn sie wählen die AfD, weil sie Deutschland, unser Vaterland, verteidigen wollen."

Wie passt diese Aussage zu der Tatsache, "...dass es die AfD-Wähler und -Sympathisanten sind, die am häufigsten einen Wehrdienst verweigern würden" ? (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/70-prozent-gegen-verteidigung-mit-waffe-junge-menschen-haben-laut-studie-keine-lust-auf-wehrdienst-oder-pflichtjahr-13610080.html sowie https://evangelische-zeitung.de/junge-menschen-verunsichert-und-ohne-lust-auf-wehrdienst).

Offenbar ist ja gerade bei den AfD-Anhängern die Bereitschaft, Deutschland zu verteidigen, am geringsten.

Was veranlasst Sie als Offizier also zu Ihrer Aussage und wie fundieren Sie sie?

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Antwort von AfD

Sehr geehrter Herr R.,

vielen Dank für Ihre Nachfrage, auf die ich gerne eingehe.

Der scheinbare Widerspruch zwischen meiner Aussage und der von Ihnen zitierten Studie erklärt sich vor allem durch die tief ausgeprägte Vertrauenskrise gegenüber Staat und Politik. Nach aktuellen Erhebungen liegt das Vertrauen in Parteien bei nur 10 %, in die Bundesregierung bei 19 %, selbst in den Bundestag bei nur 21 % (https://de.statista.com/infografik/35132/umfrage-zum-vertrauen-in-oeffentliche-einrichtungen-und-institutionen/).

Diese Zahlen zeigen: Viele Bürger, auch und besonders AfD-Anhänger, trauen der politischen Führung schlicht nicht mehr zu, ihre Interessen zu vertreten. Entscheidend ist deshalb die Unterscheidung zwischen Deutschland und der aktuell regierenden Politik.

Die von Ihnen genannten Studie belegt: Junge Menschen sind in großer Mehrheit nicht bereit, für diese Regierung Dienst zu leisten. Das betrifft alle politischen Lager. Viele ehemalige Soldaten berichten mir ähnliches: Sie haben früher gern gedient, würden aber heute nicht für die politischen Ziele einer Politik kämpfen, die nachweislich gescheiterte Auslandseinsätze wie in Afghanistan oder Mali zu verantworten hat. Auch das Kokettieren mit dem Einsatz der Bundeswehr gegen Russland in der Ukraine oder gegen China um Taiwan verstärken diese Empfindung. Hinzu kommt, dass AfD-nahe Bürger im öffentlichen Dienst und sogar Soldaten zunehmend unter Druck geraten, nicht weiterverpflichtet werden oder gar nicht erst in den Dienst aufgenommen werden. Das verstärkt die Entfremdung weiter.

Mein Argument in der Haushaltsdebatte zielte daher auf etwas grundsätzliches: Viele Menschen wählen die AfD, gerade weil sie Deutschland schützen wollen – ihre Heimat, ihre Sicherheit, ihre Freiheit. Sie sprechen sich für eine Bundeswehr aus, die wieder ihren verfassungsmäßigen Kernauftrag, nämlich die Landes- und Bündnisverteidigung, erfüllt, statt für politisch motivierte Einsätze im Ausland im Rahmen einer vermeintlich "wertegebundenen Außenpolitik". Die grundsätzliche Vaterlandstreue und die Bereitschaft, das eigene Land zu verteidigen, stehen nicht im Widerspruch zur Ablehnung eines Wehrdienstes für die Ziele der aktuellen Bundesregierung.

Kurz gesagt: Nicht fehlende Bereitschaft, Deutschland zu verteidigen, ist das Problem, sondern fehlendes Vertrauen in diejenigen, die heute über Struktur, inneres Gefüge und Auftrag der Streitkräfte entscheiden. Die politische Entfremdung, die zu dieser Lage geführt hat, ist das Ergebnis einer jahrelangen Politik der Altparteien.

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