Menschen über 50 Jahre finden keinen Job. Egal wie qualifiziert: solche Bewerbungen werden entsorgt. Warum will ihre Partei keine Maßnahmen gegen diese Form der Diskriminierung auf den Weg bringen?

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Frage von Patrik L. •

Menschen über 50 Jahre finden keinen Job. Egal wie qualifiziert: solche Bewerbungen werden entsorgt. Warum will ihre Partei keine Maßnahmen gegen diese Form der Diskriminierung auf den Weg bringen?

Kein Unternehmen gibt diese Vorgehensweise zu, egal wie viel die BAA an Wiedereingliederungshilfe gewährt. Wer über 50 ist, hat faktisch keine Chance mehr am Arbeitsmarkt, auch wenn noch so oft das Gegenteil geheuchelt wird. Und mit jedem weiteren Jahr einer solch aussichtslosen Arbeitssuche verstärken sich diese Probleme. Gesetzliche Regelungen, wie etwa ein Verbot des Geburtsjahres oder die Länge einer Betriebszugehörigkeit in Lebensläufen könnten z.B. Rückschlüsse auf das Lebensalter verunmöglichen und somit Chancengleichheit herstellen. Warum wird gegen diese seit Jahrzehnten präsente Form der Diskriminierung nicht endlich einmal aktiv vorgegangen? Was nützen die positivsten Arbeitslosenzahlen, wenn letztendlich nur unter 50-jährige im Rahmen von Bewerbungen eine Chance haben? Obwohl angeblich doch so großer Fachkräftemangel besteht... ;-(

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Sehr geehrter Herr L.,

DIE LINKE kämpft gegen jede Form von Altersdiskriminierung. Als einzige Partei im Bundestag setzen wir uns dafür ein, Artikel 3 des Grundgesetzes dahingehend zu erweitern, dass niemand aufgrund seines Alters benachteiligt oder bevorzugt werden darf. (Vgl.: https://www.bagso.de/wahlpruefsteine-2021/rechte-aelterer-menschen/) Wir unterstützen auch die Forderung nach einer UN-Altenrechtskonvention und machen Druck auf die Bundesregierung, gegen Altersdiskriminierung in Deutschland vorzugehen (vgl. https://www.bundestag.de/presse/hib/588466-588466)

Sie haben völlig Recht, dass es schon für viele Erwerbstätige ab 50 schwierig ist, im Falle von Erwerbslosigkeit eine neue Arbeit zu finden. Aus meiner Sicht gehört es zu den größten sozialen Ungerechtigkeiten, dass Beschäftigte, selbst wenn sie über Jahrzehnte erwerbstätig waren und in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben, bereits nach kurzer Zeit in Hartz IV und damit in Armut abrutschen können. Daher mache ich mich stark für eine Arbeitslosenversicherung, die Erwerbslose so lange unterstützt und weiterbildet, bis diese eine neue vergleichbare Erwerbsarbeit gefunden haben. (vgl. u.a. https://www.fr.de/wirtschaft/qualifizieren-statt-drangsalieren-10990215.html)

Wir fordern: Wer länger einzahlt, soll auch länger Arbeitslosengeld I bekommen – und im Anschluss daran anstelle von Hartz IV ein beitragsfinanziertes Arbeitslosengeld Plus, das sich am vorherigen Nettolohn orientiert. Wer erwerbslos wird, darf nicht in Armut abstürzen! Seit Jahren prangern wir auch jeden Monat an, dass Erwerbslose über 58, denen ein Jahr lang kein Job mehr angeboten wurde, aus der offiziellen Arbeitslosenstatistik „herausgerechnet“ werden. Wir brauchen keine verfälschenden Statistiken, sondern eine aktive Arbeitsmarktpolitik mit Angeboten für ältere Beschäftigte, deren Erfahrungen und Kompetenzen für uns alle wertvoll sind und die auch und gerade auf dem Arbeitsmarkt mehr Wertschätzung und Respekt verdient haben.

Mit freundlichen Grüßen

Sahra Wagenknecht

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