Was beabsichtigen Sie gegen die Klimakatastrophe zu unternehmen?
Sehr geehrter Herr O.,
die Bekämpfung der Klimakrise ist die größte Herausforderung unserer Zeit und benötigt eine geschlossene und radikale Transformation unserer Wirtschaft und Industrie. Demnach ist die Frage so einfach nicht zu beantworten. Ich werde hier versuchen, die meiner Meinung nach wichtigsten Punkte aufzuzählen.
1. Wir brauchen eine Energiewende. Das heißt spätestens 2030 raus aus der Braunkohle. Damit auch die Energieversorgung in unserem Land gewährleistet wird, müssen wir gleichzeitig mit Höchstgeschwindigkeit erneuerbare Energien ausbauen. Die hohe Abstandsregeln für Windräder wollen wir zurück nehmen und Photovoltaikanlagen auf jedem Dach haben. Zudem wollen wir die Energieträger in öffentlicher Hand haben, damit die Kommunen vor Ort an den Profiten teilhaben können.
2. Wir brauchen eine Mobilitätswende. Alle Autos in Elektroautos umzuwandeln ist nach unserer Auffassung nicht der richtige Weg. Wir müssen weniger abhängig vom Auto sein. Deshalb wollen wir massiv in den öffentlichen Nah- und Fernverkehrt investieren. Stillgelegte Schienennetze wollen wir wieder aktivieren, Bus und Bahn in Städten und Gemeinden wollen wir ausbauen und Fördern. Das Ziel muss es sein, dass jeder Mensch fußläufig zu einer Haltestelle entfernt wohnt. Im ländlichen Raum sollte die Anbindung der Gemeinden untereinander und zum nächsten städtischen Zentrum mindestens im Stundentakt von 6 bis 22 Uhr gewährleistet werden. Und damit das alles eine wahre Alternative zum Auto ist, sollte der ÖPNV kostenlos für alle sein.
3. Wohnungen und Häuser sollten energieeffizient gebaut oder modernisiert werden, und zwar NICHT auf den Kosten der Mieter:innen.
4. Wir müssen alle klimaschädlichen Subventionen streichen. Stattdessen sagen wir: Keine Steuergelder ohne Gegenleistung. Staatliche Gelder müssen an langfristige Garantien von Arbeitsplätzen, Tarifverträgen und an verbindliche Investitionspläne gebunden werden, um den notwendigen ökologischen Umbau der Produktion voranzutreiben, Planungssicherheit und sichere Einkommen für die Beschäftigten zu garantieren.
5. Wir brauchen europäische und internationale Lösungen. Wir setzen uns für einen europäischen CO2-Grenzausgleichsmechanismus ein, der den Import CO2-intensiver Produkte bepreist. So verhindern wir, dass die Dekarbonisierung der Industrie in Deutschland und der Europäischen Union zulasten der hiesigen Beschäftigten geht und zur Verlagerung von CO2-intensiver Produktion in Drittstaaten führt.
6. Wir müssen die Kommunen stärken (zB. durch die Teilhabe an den Profiten der Energiewende) um lokale und nachhaltige Projekte zu fördern.
7. Wir müssen aufforsten. Der Rhein-Erft-Kreis ist einer der waldärmsten Kreise in NRW. Das ist ein Armutszeugnis. Bundesweit sollten Aufforstung und Renaturisierungsprojekte gefördert werden um biologische Vielfalt, Tiere und Ressourcen zu schützen.
8. Wir brauchen ein sozial und klimagerecht ausgerichtetes Lieferkettengesetz.
9. Wir müssen unsere Landwirtschaft reformieren und umbauen, sodass sie ökologischen Standards entspricht.
Dies sind einige wichtige Punkte, wobei man zu jedem Punkt sicherlich noch viel mehr schreiben könnte. Für mehr Infos, darf ich Sie auf unser Wahlprogramm hinweisen: https://www.die-linke.de/wahlen/wahlprogramm-2021/
Mit freundlichen Grüßen
Şirin Seitz