Befürworten Sie den Einsatz von Gen IV Reaktoren, sofern diese sicher wären und gleichzeitig das Atommüll-Problem lösen könnten?

Sophie Griesbacher
Volt
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Frage von Alexander F. •

Befürworten Sie den Einsatz von Gen IV Reaktoren, sofern diese sicher wären und gleichzeitig das Atommüll-Problem lösen könnten?

Antwort von
Volt

Die Kernenergie ist eine kohlenstoffarme Grundlaststromquelle. Dennoch gibt es nach wie vor ungelöste Risiken wie nukleare Abfälle, die Verbreitung von Kernmaterial und potenziell katastrophale nukleare Unfälle. Die Kernenergie in ihrer derzeitigen Form ist mit der Vision einer wirklich nachhaltigen Welt unvereinbar. Ihre wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit mit erneuerbaren Quellen ist fraglich und Volt schlägt daher Folgendes vor:
➢ Beginn der Stilllegung der derzeitigen Kernreaktortypen spätestens dann, wenn Sicherheitsbedenken dies erfordern, oder die Vollkosten der Kernenergie (einschließlich der Kosten für die Abfallentsorgung) die Vollkosten der erneuerbaren Energien und anderer Formen sauberer Energie übersteigen, oder eine Mehrheit der Bevölkerung eine beschleunigte Stilllegung wünscht. Während der Umstellung auf erneuerbare Energien dürfen die bestehenden Kernkraftwerke bis zu ihrer geplanten Laufzeit weiterbetrieben werden; eine Verlängerung der Laufzeit bestehender Reaktoren ist jedoch nicht zulässig.
➢ Verpflichtende Einführung von unbegrenzten Haftpflicht- und Entschädigungsversicherungen für alle Kernkraftwerksbetreiber, damit die finanziellen Kosten der Risiken nicht auf die Steuerzahler und die Gesellschaft abgewälzt werden. Anders als heute, wo die Mitgliedstaaten den größten Teil der Kosten großer nuklearer Zwischenfälle unabhängig von der Schuld oder der Ursache tragen, sollte jedes Kernkraftwerk die vollen Risikokosten internalisieren Kosten von nuklearen Unfälle internalisieren. Wenn keine privaten Versicherungen verfügbar sind, können die Mitgliedstaaten diese zu marktüblichen (versicherungsmathematischen) Tarifen anbieten.
Neue Arten von Kernspaltungsreaktoren (z. B. Salzschmelze, schneller Brüter, kleine modulare Reaktoren) würden nur dann zugelassen, wenn sie als wesentlich sicherer als die heutigen Typen gelten und für die Energiewende erforderlich sind. Außerdem würden die Bürger zu neuen Standorten konsultiert und erhielten ein absolutes Vetorecht.
Volt unterstützt die Erforschung fortschrittlicher Konzepte für Kernspaltung und -fusion Konzepten wie Salzschmelze, Gen4, schnelle Brüter und potenziell kleine modulare Reaktoren sowie die Nutzung von Forschungsreaktoren und nuklearen Radioisotopen für andere risikoarme Anwendungen wie Medizin, Lebensmittelsterilisation und Weltraumforschung.
➢ Verschärfung der EU-Vorschriften für den Betrieb von Kernkraftwerken mit dem Ziel, die Sicherheit der EU-Bürger zu Bürger zu schützen. Insbesondere sollte der Betrieb auf 40 Jahre begrenzt werden, was der typischen Lebensdauer eines Kernkraftwerks entspricht. Stärkung der Rechte von EU-Nachbarländern in der Nähe von Kernkraftwerken in in Grenzgebieten das Recht auf uneingeschränkten Zugang zu Informationen über Sicherheitsrisiken und Unfälle sowie das Recht auf bei schwerwiegenden Sicherheitsrisiken Einspruch gegen eine Verlängerung des Betriebs des Kraftwerks zu erheben: Diese Risiken machen nicht an den Landesgrenzen halt.
➢ Schaffung einer langfristigen Politik für die Entsorgung abgebrannter Brennelemente und Abfälle in der Europäischen Union durch Reform der Richtlinie über die Entsorgung radioaktiver Abfälle und abgebrannter Brennelemente. Die Erzeuger nuklearer Abfälle werden in vollem Umfang finanziell und rechtlich für die Stilllegung, die Entsorgung abgebrannter Brennstoff- und Abfallentsorgung.
➢ Die derzeitige Kernkraftwerksflotte wird spätestens dann abgeschaltet, wenn die Kohlenstoffneutralität erreicht ist.
➢ Bau neuer Kernkraftwerke nur dann, wenn die Flächennutzung für Wind- und Solarenergie dies erforderlich macht.
➢ Verlangt eine obligatorische Haftpflichtversicherung.
➢ Forderung nach einer harmonisierten Atomregulierung.
➢ R&D Support für neue Formen der Kernenergie als Teil des R&D-Mix.

Im Ergebnis: Gen4 Reaktoren gesetzt des Falles, dass bei ihnen nicht die Gefahr einer Kernschmelze besteht, der aus den Reaktoren, dem Betrieb oder dem Abbau entstehende Müll nur eine mittlere bis niedrige Radioaktivität und niedrige Halbwertzeit aufweisen, können prinzipiell eine gute Sache sein. Aber wir müssen innerhalb der nächsten 10-15 Jahre unsere Energieversorgung auf CO2-neutral umstellen und Gen4 Atomreaktoren stehen innerhalb dieser Zeit noch nicht in Serienreife zur Verfügung. Bleiben also nur erneuerbare Energie und wenn wir unseren Energiebedarf schon daraus decken, wäre es ein Rückschritt noch wieder in die Atomenergie einzusteigen. Denn auch Gen4 Reaktoren benötigen Brennstoff und dieser muss unter hohen Umweltbelastungen abgebaut und für die Verwendung in Reaktoren aufgearbeitet werden.

Einzige wirklich sinnvolle Anwendung: Reaktoren die den heute schon vorhanden hochradioaktiven Abfall verarbeiten können und bei denen der dann resultierende Abfall einfacher zu lagern und entsorgen ist. Das wäre ein echter Gewinn.