Frage an Stefan Gelbhaar bezüglich Verkehr

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Stefan Gelbhaar
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Andreas R. •

Frage an Stefan Gelbhaar von Andreas R. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Gelbhaar,

der Flugverkehr ist für einen beträchtlichen Anteil der CO2-Emissionen zuständig. Ein Flug von München nach New York verursacht fast 4 Tonnen CO2 (Quelle: https://utopia.de/ratgeber/co2-ausstoss-beim-flugzeug-so-viel-emissionen-verursachen-flugreisen/), somit bereits fast die Hälfte der Durchschnittsemissionen eines Deutschen. Andererseits sind es sehr wenige Vielflieger, die für einen Grossteil der Emissionen des Flugverkehrs verantwortlich sind: So verursachen 1% der Menschen etwa 50% der Emissionen in der Luftfahrt (Quelle: https://www.handelszeitung.ch/panorama/luftfahrt-1-prozent-der-menschen-verursacht-die-halfte-der-emissionen). Aus meiner Sicht wäre es eine Lösung, dass jeder Europäer eine Art Meilenkonto erhält, das es ihm erlaubt, zu fliegen, allerdings maximal eine bestimmte Anzahl von Meilen pro Jahr. Dies würde es ermöglichen, die Vielflieger, die für die meisten Emissionen verantwortlich sind, von ihrem Verhalten abzuhalten ohne gleichzeitig der grossen Masse ihren Sommerurlaub unmöglich zu machen. Für sie würde sich ja nichts ändern, weil ihr Meilenbudget mit 2-3 Flügen pro Jahr nicht überschritten würde. Es trifft somit nur die wirklichen Klimasünder und nicht den Durchschnittsdeutschen.

Was halten Sie von einer solchen Meilen-Obergrenze (oder alternativ einer maximalen Anzahl von Flügen pro Jahr [z.B. 5], falls dies einfacher umzusetzen ist)?

Mit freundlichen Gruessen
Andreas Reichhardt

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Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Reichhardt,

fliegen ist besonders energieintensiv und klimaschädlich. Insbesondere für die Post-Corona-Zeit gilt: Wir können nicht zu alten Wachstumserwartungen zurückkehre. Es gilt, unnötigen Flugverkehr zu vermeiden, viele Unternehmen haben ja nun auch gelernt, mit Videokonferenzen Verkehr zu vermeiden. In schlechte Gewohnheiten sollte man daher nicht zurückfallen.

Auf Kurz- und Mittelstrecken brauchen wir ein Umsteuern: Reisen und Logistik müssen künftig durch umweltfreundlichere Formen der Mobilität abgewickelt werden. In Bezug auf die CO2-Emissionen setzen wir klare Ziele: auf Mittel- und Langstreckenflügen müssen diese bis 2030 um 50 Prozent pro Passagier und Kilometer und auf innerdeutschen Flügen bis 2024 reduziert werden. Dabei können die Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst vorangehen, etwa beim Pendeln zwischen Berlin und Bonn. Hier gilt es, die Bahn auch als Arbeitsort besser zu machen: die Bahnfahrt als Dienstzeit, die Bahn mit sicherem Internetzugang und stets gutem Empfang.

Vielfliegerprogramme und andere flugfördernde Kundenprogramme stehen beispielsweise im Gegensatz dazu, sind geradezu aus der Zeit gefallen und sollten eingestellt werden.

Welche weiteren Eckpunkte wir für die Zukunft des Flugverkehrs setzen, können Sie in unserem
Autorinnenpapier der Bundestagsfraktion „Luftverkehr in Zeiten von Corona, angemessene Konditionen für Rettungs- und Konjunkturmaßnahmen“ nachlesen: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/corona/pdf/200509-autorinnenpapier-Luftverkehr_und_Corona__01.pdf

Ihr Stefan Gelbhaar

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