Frage an Tanja Och bezüglich Gesundheit

Tanja Och
ÖDP
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Frage von Hans-Jörg R. •

Frage an Tanja Och von Hans-Jörg R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Och,

Krankenhäuser sind ein wesentlicher Teil einer guten Gesundheitsversorgung. Sie werden derzeit systematisch finanziell ausgeblutet. Die Krankenhausbeschäftigten sind das Hauptziel des Sparkurses. Immer weniger Stellen, immer größere Arbeitsbelastung und die Entlohnung bleibt immer mehr hinter der allgemeinen Entwicklung zurück.
Laut Gesetz sind die Länder verpflichtet, die Krankenhäuser ausreichend finanziell abzusichern. Dem kommt jedoch kein Land nach - das belegen Zahlen der Obersten Landesgesundheitsbehörden.
Die Unterfinanzierung der Krankenhäuser bestimmt zunehmend die Patientenversorgung und die Arbeitsbedingungen der Krankenhausbeschäftigten. Krankenhäuser bekommen häufiger zusätzliche Kosten auferlegt, die von den Kliniken nicht oder kaum beeinflussbar sind. Dies betrifft insbesondere die Tarifsteigerungen aus den vergangenen Tarifrunden, steigende Energiekosten, die Erhöhung der Mehrwertsteuer, aber auch die Anschubfinanzierungen für neue Versorgungsmodelle der Bundesregierung.
Der gesetzlich verordnete Budgetdeckel für die Krankenhäuser stranguliert die Krankenhäuser immer mehr. Dies zwingt die Krankenhäuser durch Absenkung der Personalkosten die finanziellen Lücken zu schließen.
Die Krankenhäuser in Deutschland sind in einer desolaten Situation. Patienten müssen immer schneller durch die Kliniken geschleust werden. Die flächendeckende Versorgung ist in Gefahr. Die Qualität der Patientenversorgung leidet und die Beschäftigten geraten immer mehr unter Druck. Immer mehr wird die Gesundheit zu einer Ware gemacht.

Was würden Sie bzw. was werden Sie im Falle einer Wahl gegen diese Missstände unternehmen?
Wie stellen Sie sich eine optimale Patientenversorgung vor?
Wie definieren Sie eine optimale Personalpolitik in den Krankenhäusern, damit diese ihre Patienten optimal versorgen können?

Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Rabenstein,

vielen Dank für Ihre interessierte Anfrage!

ich möchte auf Ihre Frage gerne einen Auszug aus dem ödp-Wahlprogramm zitieren: "Um die flächendeckende wohnortnahe Versorgung mit Krankenhäusern der Grundversorgung sicherzustellen, darf die Finanzierung der Krankenhäuser nicht noch weiter reduziert werden (durch zu geringe Fallpauschalen oder den Rückzug der Kreise und Bezirke aus der Finanzierung) sondern muss wieder auf einen angemessenen Stand gebracht werden. Renditeorientierte Medizinkonzerne können keine ausreichende Versorgung leisten."

Weiterhin plädiert die ödp für eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Arzneimittel von 19 % auf 7 % wie in anderen EU-Ländern. Meines Erachtens kann aber auch schon durch das Weglassen überflüssiger Medikamente eingespart werden, da erfahrungsgemäß gerade in Krankenhäusern großzügig bei der Medikamentenvergabe verteilt wird.

Was die steigenden Energiekosten anbelangt, sollten Krankenhäuser als öffentliche Gebäude finanziell gefördert werden, energetische Sanierungen durchzuführen (optimale Wärmedämmungen, neue Heizungsanlagen etc.).

Bei den Personalkosten sind nicht die Tariferhöhungen das eigentliche Problem. Grundsätzlich - egal welchen Berufszweig betreffend - sind die extrem hohen Abgaben und Steuern auf legale Arbeitsstunden der "Knackpunkt" und ökonomisch unsinnig. Durch die Entlastung des "Kostenfaktors menschliche Arbeit" wird der Angestellte wieder bezahlbar und vor allem Dienstleistungsberufe erhalten Auftrieb.

Zu einer optimalen Patientenversorgung gehören für mich folgende Punkte:

Arzt und Pflegepersonal müssen Zeit für das ausführliche Gespräch mit dem Patienten haben. Das betrifft sowohl die qualifizierte medizinische Beratung als auch das "zwischenmenschliche", das leider oft zu kurz kommt. Wichtig empfinde ich daher auch eine psychologische Schulung vor allem für Ärzte, denn ein gutes Wort zu rechter Zeit kann oft Wunder bewirken. Der Mensch soll immer mit Würde behandelt werden und nicht als Kostenfaktor betrachtet werden.

An der Zimmerausstattung darf nicht gespart werden und es müssen genügend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Gerade im Krankheitsfall ist es vielen Menschen wichtig, ihre Privatsphäre ausreichend wahren zu können. Gleiches gilt auch für die Ausstattung mit medizinischen Geräten. Diese sollten auf dem neuesten Stand der Technik sein und es sollten keine recycelten Instrumente verwendet werden.

Der Patient darf nicht bevormundet werden und sollte mehr Mitspracherecht in Bezug auf seine Behandlung haben. Keinesfalls soll der Patient als "Versuchsobjekt" für Medikamtente dienen. Falls eine Behandlung auch mit pflanzlichen Arzneimitteln möglich ist, soll der Patient diese auf Wunsch erhalten. Erwiesenermaßen sind diese bei bestimmten Krankheitsbildern ebenso wirksam - und darüberhinaus oftmals günstiger.

Ärzte und Pflegepersonal sollten duch regelmäßige Schulung fachlich immer
"auf dem Laufenden" sein.

Der Patient soll die Möglichkeit haben, Missstände anzusprechen
(Patientenfragebogen, Ansprechstelle bei Reklamationen in der Klinik vor Ort
etc.). Dies darf nicht zur Folge haben, dass der Kunde (ja, das ist der
Patient eigentlich!) danach schlechter behandelt wird.

Was die optimale Personalpolitik anbelangt, ergeben sich hauptsächlich folgende Konsequenzen: Es muss genügend qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen. Ausreichend Zeit für Weiterbildung muß in den Arbeitsplänen berücksichtigt werden.

Was Ihre Anmerkung "Patienten müssen immer schneller durch die Kliniken
geschleust werden" betrifft, denke ich, dass moderne, optimierte
Behandlungsmethoden oftmals tatsächlich kürzere Krankenhausaufenthalte
erfordern. In diesem Fall finde ich die Entwicklung sogar positiv, da die
Genesung zu Hause in gewohnter Umgebung sicherlich besser voranschreitet.

Mit freundlichen Grüßen
Tanja Och