Wie begründen Sie eine allgemeine Impfpflicht?

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Thomas Sattelberger
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Frage von Detlef B. •

Wie begründen Sie eine allgemeine Impfpflicht?

Sehr geehrter Herr Sattelberger,

auf welcher wissenschaftlichen Grundlage begründen Sie eine allgemeine Impfpflicht? Ggw. ist allgemein bekannt (z. B. RKI Wochenbericht vom 27.01.2022, Seite 28), dass sich ca. dreimal so viele Grundimmunisierte (2 x geimpft) und Geboosterte infizieren als Ungeimpfte. D. h., dass eine Impfung im Sinne einer Pandemieeindämmung wirkungslos ist, da ja die Impfquote in Etwa auch dem Anteil der infizierten Grundimmunisierten entspricht. Bitte lösen Sie diesen Widerspruch. Vielen Dank.
Detlef B., Grimma

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr B.

als Abgeordneter unterstütze ich den Entwurf eines Gesetzes zur Aufklärung, Beratung und Impfung aller Volljährigen gegen SARS-CoV-2, vgl.

https://dserver.bundestag.de/btd/20/008/2000899.pdf 

Sie werden in diesem Antrag eine ausführliche Begründung finden, hinter der ich stehe. 

Die Impfung gegen Corona ist nicht wirkungslos, ganz im Gegenteil. Sie schützt die große Mehrheit der Geimpften - allem voran vor einem schwerwiegenden Verlauf dieser Erkrankung bis hin zum Tod.  Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto schneller geht die Pandemie in eine Endemie über. Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto besser sind auch die geschützt, die sich nicht impfen lassen (können). 

Deutschland lebt seit vielen Monaten mit dem Sonderfall einer Impflücke, die in vergleichbaren anderen Ländern nicht besteht. Wir müssen diese Impflücke jetzt schließen. Dazu gehört, bei der Impfung umzusteuern von Freiwilligkeit auf Pflicht. Das ist eine Präventionsmaßnahme, damit wir - spätestens im kommenden Herbst - nicht erneut zu kontaktbeschränkenden Maßnahmen greifen müssen. Die Zukunft darf nicht aus immer wiederkehrenden Teil-Lockdowns bestehen. 

Sehr viele Menschen in Deutschland haben sich freiwillig gegen Corona impfen lassen. Aber es sind noch nicht genügend Menschen, um diese Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Deshalb müssen wir jetzt vorausschauend handeln.

Wir sprechen hier über ein medizinethisches Thema, das viele Menschen aufwühlt. Ich kann nachvollziehen, wenn Menschen auf diese Frage aus einer ganz anderen Perspektive blicken als ich und mithin auch eine völlig konträre Meinung vertreten. Deshalb ist es richtig, wenn die Mitglieder des Deutschen Bundestages diese Frage nicht mit Blick auf machtpolitische Fraktionsdisziplin entscheiden, sondern rein nach ihrem Gewissen. Und genau so werde ich es machen.

Mit freundlichem Gruß

Thomas Sattelberger