Die Windenergie wird nicht ausreichend eingespeist, da die wirtschaftlichen Interessen der an der Strombörse beteiligten Unternehmen dagegen stehen. Entspricht diese Annahme den Gegebenheiten?

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Till Mansmann
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Frage von Thomas F. •

Die Windenergie wird nicht ausreichend eingespeist, da die wirtschaftlichen Interessen der an der Strombörse beteiligten Unternehmen dagegen stehen. Entspricht diese Annahme den Gegebenheiten?

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Sehr geehrter Herr F.,

herzlichen Dank für Ihre E-Mail und Ihre spannende Anregung!

Der Strommarkt ist am Anfang etwas undurchsichtig und die Thematik ist umfangreich. Ihr Kerngedanke ist verständlich, aber im Großen und Ganzen kann man die Annahme so nicht bestätigen.

Zur Einordnung kann ich erst einmal ein paar wichtige Eckdaten mit Ihnen teilen. Im Q1/2021 wurde 43,8% des deutschen Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen. Windenergie machte zum damaligen Zeitpunkt 22,1% davon aus. Im ersten Quartal dieses Jahres kamen 48,8% des Stroms aus erneuerbaren Energien, davon 25,7%  aus der Windkraft. In einem Jahr stieg der Anteil um 3,6%. Zur weiteren Steigerung dieser Werte wurde das „Wind-an-Land-Gesetz“ verabschiedet, das die Nutzungsfläche für Windenergie von 0,5% auf 2% erhöht.

Da die Windkraftwerke von verschiedenen Unternehmen betrieben werden und diese Unternehmen nach dem wirtschaftlichen Prinzip arbeiten, ist es unwahrscheinlich, dass nicht all der erzeugte Strom auf dem Strommarkt angeboten wird. Der europäische Strommarkt wird aber stark beeinflusst durch den Krieg in der Ukraine und der damit eingehenden Gasknappheit. Dies sorgt für eine Verteuerung der Strompreise.

Ursache ist das Merit-Order-Prinzip, bei dem der teuerste Stromanbieter den Mindestpreis festlegen kann, um seine Kosten decken zu können. Wenn er weiß, dass auch sein Angebot nötig ist, um die Nachfrage zu bedienen, wird der nächste Stromanbieter nicht unter diesem Mindestpreis verkaufen. Durch die Liberalisierung des Europäischen Strommarktes kommt es zu der Situation, dass der produzierte Strom zunächst am Markt angeboten werden muss und von einem anderen Endanbieter an die privaten Haushalte verkauft wird. Einige Windenergieunternehmen sehen diese Entwicklung des Marktes negativ und sind daher weniger bereit, ihre Produktionskapazitäten zu erhöhen.

Bei Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

 

Till Mansmann, MdB

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