Frage an Uwe Feiler bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Portrait von Uwe Feiler
Uwe Feiler
CDU
100 %
10 / 10 Fragen beantwortet
Frage von Jens T. •

Frage an Uwe Feiler von Jens T. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Uwe Feiler,

In letzter Zeit geraten die deutschen Soldaten in Afghanistan immer mehr in das Fadenkreuz der Taliban. Ich stelle mir daher die Frage, wie das weitergehen soll. Haben Sie eine konkrete Vorstellung wie in den nächsten Jahren, die aller Voraussicht nach noch brutaler werden, weiter in Afghanistan vorgegangen werden soll? Gibt es einen konkreten Plan, wann die Truppen abgezogen werden sollen? Haben Sie eine konkrete Begründung warum man weiterhin eine korrupte afghanische Regierung stützen soll, die zu dem auch noch Wahlfälschung bei der Präsidentenwahl im August betrieben hat? Wie will man den Menschen jetzt, nachdem man es in den letzten Jahren versäumt hatte ihnen eine Perspektive zum Drogenanbau zu geben, die Zukunft sichern? Sicher nicht in dem man weiterhin nur mit Waffen vor ihnen Patrouille läuft, sondern durch massive Aufbaumaßnahmen, im zivilen Bereich.

Ich bedanke mich im Voraus für eine Antwort.

Jens Töllner

Portrait von Uwe Feiler
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Töllner,

gerne beantworte ich Ihnen Ihre Frage zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan.

Der jüngste Luftangriff in Afghanistan mit zahlreichen Toten muss so schnell wie möglich vollständig aufgeklärt werden. Vorverurteilungen sind inakzeptabel. Wenn es zivile Opfer gegeben hat, muss unverzüglich mit den Angehörigen Kontakt aufgenommen und eine Verständigung gesucht werden. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen aller Opfer.

Trotz des Vorfalls in Afghanistan steht fest: Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ist in Deutschlands Interesse. Er dient unserer Sicherheit. Die Sicherheitslage in Afghanistan ist immer noch schwierig. Doch in den letzten Jahren wurden große Fortschritte erzielt. Diese Erfolge müssen wir sichern und ausbauen.

Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr riskieren bei dem Einsatz in Afghanistan ihr Leben. Dafür verdienen sie, aber auch die in Afghanistan tätigen Polizisten und zivilen Aufbauhelfer, unseren Dank, unsere Anerkennung, unser Vertrauen und unsere Unterstützung.

Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan
· verhindert, dass Afghanistan erneut zum Rückzugs-, Ausbildungs-, Planungs- und Operationsraum für international agierende Terroristen der Al-Quaida wird, die auch uns bedrohen. Auch Deutschland steht im Fadenkreuz von islamistischen Terroristen: Die Mitglieder der so genannten Sauerland-Gruppe, die verheerende Anschläge planten, wurden in Afghanistan ausgebildet.
· ermöglicht den Aufbau afghanischer Sicherheitskräfte, damit die Zentralregierung zukünftig selbständig in der Lage ist, das Land zu kontrollieren. Dann ist ein Abzug der ausländischen Sicherheitskräfte und damit auch der Bundeswehr möglich. Das ist ein Kernbestandteil einer „Übergabestrategie in Verantwortung“.
· hat entwicklungspolitische und humanitäre Motive. Die Gefahr, dass nach einem Abzug der ausländischen Streitkräfte das menschenverachtende Regime der Taliban wieder an die Macht kommt, ist noch nicht gebannt. Unter den Taliban wurden Frauen ihrer Rechte beraubt und unterdrückt. Es gab Massenhinrichtungen im Fußballstadion von Kabul. Afghanistan hat eine bessere Zukunft verdient.
· ist die Voraussetzung für weitere politische und wirtschaftliche Fortschritte. Ohne Sicherheit keine Entwicklung, ohne Entwicklung keine Sicherheit. Nach dem Sturz der Taliban konnten fast fünf Millionen Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren. Seit 2001 wurden in Afghanistan 3.500 Schulen gebaut, die heute wieder für Mädchen offen stehen. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung hat heute Zugang zu einer gesundheitlichen Grundversorgung. Der Drogenanbau ist in den letzten zwei Jahren deutlich zurückgegangen. Und nicht zuletzt ist die afghanische Wirtschaft seit 2001 jährlich mit zweistelligen Raten gewachsen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will zusammen mit dem britischen Premierminister Brown und dem französischen Präsidenten Sarkozy noch 2009 eine internationale Afghanistan-Konferenz einberufen. Dabei soll die Staatengemeinschaft für die nächsten fünf Jahre mit Afghanistan im Rahmen einer Übergabestrategie konkrete Ziele vereinbaren - für die wirtschaftliche Entwicklung, für die Ausbildung von Polizei und Armee, für die Bekämpfung von Drogenhandel und Kriminalität, für gute Regierungsführung und die Beachtung der Menschenrechte.

Nach der zweiten Präsidentenwahl in Afghanistan geht es vor allem darum, wie die afghanische Regierung Schritt für Schritt Verantwortung für das eigene Land übernehmen kann. Deutschland muss dabei weiter Unterstützung leisten. Nur so schaffen wir die Voraussetzung dafür, dass schließlich unsere Soldatinnen und Soldaten abziehen können.

Ihr Uwe Feiler

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Uwe Feiler
Uwe Feiler
CDU