Mit welchen Argumenten wollen Sie bisherige Impfverweigerer überzeugen und somit die vierte Welle brechen?

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Wolfgang Kubicki
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Frage von Olaf M. •

Mit welchen Argumenten wollen Sie bisherige Impfverweigerer überzeugen und somit die vierte Welle brechen?

Sehr geehrter Herr Kubicki,
lt. Fuldaer Zeitung lehnen Sie eine allgemeine Corona-Impfpflicht ab, da mit dieser die vierte Welle nicht zu brechen sei. Statt dessen sollte die Impfquote durch Überzeugung erhöht werden.
Bislang ist von politisch Verantwortlichen, zu denen sicherlich auch Sie gehören, nicht unbedingt großartige Überzeugungsarbeit geleistet worden - die Ergebnisse (-> Impfquote) lassen wohl keine andere Deutung zu.
Die Ablehnung einer Impfpflicht damit zu begründen, dass diese die vierte Welle nicht brechen kann, ist ausgesprochen populistisch - mit ausschließlich destruktiver Wirkung.
In der aktuellen Situation werden aber differenzierte Äußerungen benötigt!
Eine Impfpflicht kann nur mittel- und langfristig wirken.
Was sind denn aus Ihrer Sicht kurzfristig wirksame Maßnahmen?
Sehen Sie bei der derzeitigen Dynamik der Pandemie nicht die Gefahr, dass es auch noch eine fünfte und sechste Welle geben wird?
Wie kann aus Ihrer Sicht eine weitere Welle vermieden werden?

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Sehr geehrter Herr M.,

 

vielen Dank für Ihre Nachricht.

 

Zunächst: Es ist etwas komisch, wenn sie mich nach meinen Vorschlägen zur Erhöhung der Impfquote fragen, aber mir gleichzeitig Populismus vorwerfen, dass ich angeblich keine Vorschläge anbieten könne. 

 

Hier meine Vorschläge. Diese Liste ist sicher nicht abschließend, kann also auch gerne erweitert werden:

-              Deutlich stärkere Einbeziehung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung => Vgl. „Gib Aids keine Chance“ aus den 1980ern. Analog zur französischen Impfkampagne sollte auch über deutlich stärker emotionalisierende und daher werbewirksamere Botschaften nachgedacht werden

-              Aufklärung anhand des Prinzips „Kenn dein Risiko“ => Risikomitteilung für Geimpfte inkl. Ausweisung der Intensivquote von Geimpften und Ungeimpften

-              Breitflächiges Monitoringsystem, wie es Gabriel Felbermayr unlängst vorgeschlagen hatte (https://www.spiegel.de/wirtschaft/gabriel-felbermayr-zu-corona-und-impfen-systematische-datenerhebung-ist-politisch-nicht-gewollt-a-1e5bb73a-7d31-4216-bd4d-38480c433009), um soziokulturelle o.a. Gründe für Impfverweigerung festzustellen und um damit besser entgegenwirken zu können

-              Definition der „Problemviertel“ in Großstädten und zielgruppengerechte Ansprache in verschiedenen Sprachen => Bsp. Bremen, das sehr erfolgreich schon früh diesen Weg gegangen ist

-              In ländlichen Räumen eher den Weg von Aufklärungsveranstaltungen nach dem Townhall-Prinzip gehen. Das kann – gerade in eher "skeptischen" Teilen Deutschlands – ungemütlich werden, ist aber einer der wenigen Wege, mit denen man diese Menschen erreichen kann => ohne Druck, nicht von Oben herab, sondern auf Augenhöhe

-              Hinwirken auf eine beschleunigte Zulassung von Proteinimpfstoffen => Viele Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern zeigen mir, dass hier eine nennenswerte Zahl an Menschen wartet

-              Sobald der Proteinimpfstoff zur Verfügung steht, prominente Galionsfiguren für eine Werbekampagne gewinnen 

-              Abrüstung in der öffentlichen Debatte. Wer Ungeimpften vorwirft, die Gesellschaft zu tyrannisieren, der erhöht die Schwelle für die Entscheidung, es sich anders zu überlegen. Wir müssen auch im Umgang mit anderen klarstellen, dass eine Impfung kein politisches Statement ist, sondern zuallererst dem Eigenschutz dient.

-              So viele niedrigschwellige Impf-Angebote wie möglich, bei IKEA, in der Kneipe etc.

 

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Kubicki

 

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