Frage an Agnieszka Brugger bezüglich Energie

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Agnieszka Brugger
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Maximilian A. •

Frage an Agnieszka Brugger von Maximilian A. bezüglich Energie

Sehr geehrte Frau Brugger,
ich interessiere mich für die aktuellen Herausforderungen in der Energiepolitik und Energieinfrastruktur in BaWü. Zu diesem Thema habe ich mir das Energiekonzept BaWü für 2020 vom 21.12.2007 angeschaut und würde gerne zwei Dinge wissen:
Zunächst interessiert mich, wie ein solches Konzept zu Stande kommt bzgl. involvierter Personen. Gibt es dort ein wissenschaftliches Gremium, welches der Politik in beratender Funktion zur Seite steht, wenn ja, wie ist dieses Aufgebaut (evtl. Zusammenarbeit mit Universitäten, sonstige Institute, z.B. Fraunhofer Institut etc.)?
Zweitens würde ich gerne wissen, inwiefern die im Energiekonzept beschriebenen Punkte (v.a. der Ausbau regenerativer Energien und Integration ins Stromnetz) umgesetzt werden konnten? -laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer ise (https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/daten-zu-erneuerbaren-energien/ISE_Stromerzeugung_2019_Halbjahr.pdf) beträgt der Anteil erneuerbarer Energien an der Nettostromerzeugung 47,3%. Das heißt, dass 52,7% der Nettostromerzeugung in den nächsten Jahren/Jahrzehnten durch regenerative Energieträger und Technologien ersetzt werden müssen. Gibt es dort konkrete Maßnahmen wie das umgesetzt werden soll, auch bzgl. Infrastruktureller Fragen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir diesbezüglich antworten würden.
Vielen Dank für Ihre Zeit

Mit freundlichen Grüßen
M. A.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Arnold,

vielen Dank für ihre Fragen. Als Weiterentwicklung des Energiekonzepts von 2007 hat die grün-geführte Landesregierung 2013 das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept (IEKK) ausgearbeitet. Dieses beinhaltet einen Fahrplan mit Maßnahmen, die im Bereich der Energiepolitik dringend notwendig sind, wie den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik, aber auch die Modernisierung unserer Infrastruktur, den Ausbau von Einsparpotenzialen, sowie weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung. Das aktuelle IEKK finden Sie unter: https://um.baden-wuerttemberg.de/de/klima/klimaschutz-in-baden-wuerttemberg/integriertes-energie-und-klimaschutzkonzept/.

Um die Energiewende und den Klimaschutz erfolgreich voranzubringen, brauchen wir neben einer
grundlegenden Umgestaltung unserer Energieversorgung vor allem auch die Akzeptanz in der Gesellschaft. Das IEKK wurde deshalb in einem breiten Beteiligungsverfahren entwickelt. Vorab haben die Ministerien in Baden-Württemberg Workshops mit relevanten Stakeholder*innen abgehalten, bei denen es um den fachlichen Austausch und die fachliche Bewertung der Handlungsansätze ging. Je nach Thema wurden in solchen Fällen regelmäßig Universitäten, Verbände oder Praktiker*innen eingeladen. Die konkrete Umsetzung der beschlossenen Konzepte wird durch die zuständigen Ministerien dann im Detail geplant. Rund 120 Vertreter*innen von Verbänden sowie 180 Bürger*innen haben über 1000 Empfehlungen erarbeitet und der Landesregierung übergeben. Ein großer Teil konnte bei der Fortentwicklung des IEKK berücksichtigt werden. Die federführenden Ministerien stehen weiterhin mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis im engen Austausch, entwickeln neue Ideen, optimieren bestehende Konzepte und gestalten deren Umsetzung aus.

In Baden-Württemberg verfolgt die grün-geführte Landesregierung das Ziel, bis 2050 durch erneuerbare Energien 80 Prozent des Endenergiebedarfs zu decken. Nach ersten Schätzungen erreichte der Anteil an Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg 2019 einen neuen Höchststand: Bei Kraftstoffen 4,9 Prozent, bei Wärme 16,1 Prozent und bei Strom 31,5 Prozent – das ist ein Plus von 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt das Land beim Strom schon nah bei den Zielvorstellungen für 2020. Im Bereich Verkehr hingegen ist die Lücke leider noch deutlich zu groß.

Mittel- bis langfristig benötigt Baden-Württemberg bessere infrastrukturelle Voraussetzungen wie auch einen deutlichen Zuwachs an Energiespeicherkapazitäten. Hierfür steht eine Reihe von Technologien zur Verfügung. Auch die Energienetze müssen modernisiert und die überregionalen Transporttrassen erweitert werden. Baden-Württemberg ist aktuell Netto-Stromimportland und wird dies auch nach dem Ausstieg aus Atom- und Kohlestrom bleiben. Zukünftig wird deshalb verstärkt auf Windenergie aus Norddeutschland gesetzt. Damit dieser kostengünstigere Strom Baden-Württemberg auch erreicht, benötigen wir eine bessere Infrastruktur. Im Bau befinden sich gerade zwei Gleichstromtrassen, die bis 2023 in Betrieb gehen sollen.

Über das IEKK hinaus, einigte sich die baden-württembergische Landesregierung im Mai dieses Jahres auf eine Novelle ihres Klimaschutzgesetzes. Mit dem überarbeiteten Gesetz schafft das Land eine verbesserte Grundlage für einen zukunftsweisenden Klimaschutz. Baden-Württemberg wird das erste Bundesland sein, in dem für Nicht-Wohngebäude standardmäßig eine Photovoltaik-Pflicht gilt. Darüber hinaus legt das neue Klimaschutzgesetz erstmals ein verbindliches Klimaschutzziel für das Jahr 2030 fest: So sollen die Treibhausgasemissionen des Landes bis dahin um mindestens 42 Prozent gesenkt werden. Damit bekommt Baden-Württemberg ein neues und ambitioniertes Klimaschutzgesetz und beweist somit auch, dass selbst in einem starken Industrieland guter Klimaschutz nicht nur möglich ist, sondern eine Reihe von zukunftsfähigen Chancen mit sich bringt.

Mit freundlichen Grüßen

Agnieszka Brugger

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