Frage an Andrew Ullmann bezüglich Gesundheit

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Andrew Ullmann
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Frage von Stefan F. •

Frage an Andrew Ullmann von Stefan F. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Ullmann,

ich möchte gern mal einen konstruktiven Vorschlag für die Erreichung höherer Impfquoten machen, einen Vorschlag, der Grundrechte nicht beschneidet und wahrscheinlich eher die richtige Zielgruppe trifft...

Wie wäres es, wenn man Erwachsenen mehr Ansporn gibt, sich selbst (=Hauptzielgruppe) und ihre Kinder impfen zu lassen, in dem man ihnen in irgendeiner Art und Weise finanziell entgegenkommt? Diese finanziellen Aufwendungen gilt es gegenzurechnen mit den hohen zu erwartenden Kosten einer ohnehin umstrittenen Impfpflicht.

Es wären mehrere Möglichkeiten vorstellbar, die durchaus Potenzial hätten. Beispielsweise könnte man doch entsprechende attraktive Bonusprogramme (1) bei den Krankenkassen etablieren, wie es sie auch schon in anderen Bereichen, etwa der Vorsorge beim Zahnarzt gibt.

Oder man knüpft die Vergünstigungen an Lohnsteuer/Sozialversicherungsabgaben wie hier kürzlich von der Hausärztin und Professorin für Allgemeinmedizin Antje Bergmann in einer Talk-Runde beim MDR vorgeschlagen? (2, Minute 30:15)

Was halten Sie davon? Wären Sie gewillt, selbst konstruktive Vorschläge in den Bundestag einzubringen?

Denn eines ist klar: die Impfpflicht wird von nahezu allen Experten kritisch gesehen. Erst diese Woche, am 08.10.2019 äußerte sich die CSU-Fraktion des Bayerischen Landtags nach einer Expertenanhörung in München mit den Worten "Eine Impfpflicht ist nicht der richtige Weg". (3)

Auf Ihre Antworten bin ich gespannt. Ich bedanke mich im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen

S. F.
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Quellen:

(1) https://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/leistungen-gesetzliche-krankenkassen/praevention-vorsorge-krankenkassen/geld/

(2) https://www.youtube.com/watch?v=9hQhkHVaFYw

(3) https://www.presseportal.de/pm/53955/4395833

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Sehr geehrter Herr F.,

ich bedanke mich herzlich für Ihr Schreiben zum Thema Impfpflicht und Ihr reges Interesse an der Gesundheitspolitik im Deutschen Bundestag.

Sie haben Recht, dass gerade bei Erwachsenen die Impflücken dramatisch hoch sind. Deshalb begegnen wir dem Gesetzesentwurf von Gesundheitsminister Jens Spahn, der lediglich auf eine Masernimpfpflicht für Kinder im Alter von bis zu 14 Jahren abzielt, in dieser Hinsicht kritisch.

Ihr Vorschlag, Bürgerinnen und Bürgern mittels finanzieller Privilegien zum Impfen zu bewegen, würde jedoch eine zu geringe Anzahl von Menschen erreichen und darüber hinaus einen negativen Anreiz setzen, sich eben nur noch gegen positive finanzielle Belohnung um das eigene und das Wohl der Kinder zu kümmern.

Zwar gibt es immer noch eine beachtliche Anzahl an Personen, die Impfungen prinzipiell ablehnt. Die größere Masse versäumt die regelmäßigen Immunisierungen jedoch mangels Kenntnis über den eigenen Impfstatus sowie dem schlichten Vergessen der Behandlungsnotwendigkeit. Das kann in einem fortschrittszugewandten Land wie Deutschland nicht sein. Aus diesem Grund haben wir ein breites Bündel von Maßnahmen vorgeschlagen, um die Impfquoten zu erhöhen.

Zum einen ist es notwendig, Impfangebote niedrigschwelliger auszugestalten. So sollen alle Ärztinnen und Ärzte in Deutschland impfen und dies auch zu Lasten der Krankenversicherungen abrechnen dürfen. Ferner ist die bundesweite Einführung eines digitalen Impfpasses, durch welchen jede Bürgerin und jeder Bürger jederzeit und von überall ihren persönlichen Impfstatus abrufen können, unerlässlich. So sollen sie automatisch an notwendige Impfungen auf Basis der aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch- Institut erinnert werden und zugleich Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu Infektionskrankheiten und deren Gesundheitsgefahren sowie zu Impfungen einschließlich deren Nutzen und tatsächliche Risiken verständlich vermittelt bekommen. Ferner sollte eine gesetzliche Aufklärungspflicht zur Infektionsprävention durch Impfungen für Ärztinnen und Ärzte sowie Hebammen und Entbindungspfleger in das Infektionsschutzgesetz aufgenommen werden. Neben einheitlichen Impfempfehlungen im gesamten Bundesgebiet ist es für uns letztlich notwendig, dem Deutschen Bundestag jährlich einen Bericht zur Evaluation von Maßnahmen zur Impfaufklärung, insbesondere seitens des öffentlichen Gesundheitsdienstes, vorzulegen.

Dennoch muss eine umfassende Impfpflicht als Ultima Ratio in Betracht gezogen werden. Wenn alle Maßnahmen nicht dazu führen, dass wir die Infektionskrankheiten ausrotten, die ausgerottet werden können, dann kommt nur noch eine Impfpflicht in Frage, die allerdings alle Menschen in Deutschland und auch alle Infektionskrankheiten umfassen muss, gegen die es einen Schutz gibt.

In der Hoffnung, auf Ihr Anliegen bestmöglich eingegangen zu sein, verbleibe ich mit besten Wünschen für Ihre Zukunft und bedanke mich für Ihr Engagement.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Andrew Ullmann

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