Frage an Annette Widmann-Mauz von Andreas F. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Widmann-Mauz,
historisch sind Krankenkassen entstanden, um Krankheitskosten zu finanzieren. Daran hat sich bis heute wenig geändert, auch wenn die Außendarstellung der Krankenkassen inzwischen ein anderes Bild vermittelt. Nach Willen des Gesetzgebers dürfen Gesetzliche Kassen pro Jahr und Versichertem maximal 2,70 Euro für den Erhalt von Gesundheit ausgeben (die Aufwendungen für Krankheit sind etwa 500 mal höher).
Der geplante morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich wird den letzten betriebswirtschaftlichen Anreiz, der Entstehung von Krankheit entgegen zu wirken, eleminieren. Denn während die Aufwendungen für Prävention von der jeweiligen Kasse zu tragen sind, werden die Erfolge der Maßnahmen sozialisiert. Es ist aus Sicht der einzelnen Kasse dann betriebswirtschaftlich irrational, in die Gesundheit der eigenen Versicherten zu investieren.
Liebe Frau Widmann-Mauz, was halten Sie davon, wenn wir aus Krankheitsfinanzierern endlich Gesundheitsproduzenten machen? Wenn wir die Anreize so verändern, dass Krankenkassen ein betriebswirtschaftliches Interesse am Erhalt der Gesundheit ihrer Versicherten bekommen? Wenn die Versicherten verschiedene Krankenkassen nicht allein an der unterschiedlichen Beitragshöhe unterscheiden können, sondern an der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit? Und wenn wir unter der Leistungsfähigkeit eines Gesundheitsproduzenten die Fähigkeit verstehen würden, die Gesundheit der Versicherten zu erhalten und wiederherzustellen?
Beim Messen der Leistungsfähigkeit können uns die Daten helfen, die mit dem morbiditätsorientierten RSA gewonnen werden. Wie hoch ist die Inzidenz versch. Krankheiten bei versch. Kassen? Bei welcher Kasse bleiben die Versicherten gesund und wo wird man krank? Dieses Wissen - übersichtlich ausgewertet - würde eine ganz neue Art von Wettbewerb auslösen.
Einen Wettbewerb um Gesundheit.
Ich freue mich und bin sehr gespannt auf Ihre Antwort.
viele freundliche Grüße
Andreas Falken
Sehr geehrter Herr Falken,
vielen Dank für Ihre Email. Ich stimme Ihnen weithin zu. Die Kombination aus 100%iger Finanzkraft und neuem RSA wird dies beflügeln. Der RSA führt nur zu Durchschnittsbetrachtungen und Zuweisungen. Unterdurchschnittliche Gesundheitskosten durch Prävention können sich rechnen und das wird für Versicherte über Zusatzbeiträge oder einen Bonus sichtbar werden.
Mit freundlichen Grüßen
Annette Widmann-Mauz