Für mich ist der entscheidende Hebel, um der Politikverdrossenheit entgegenzuwirken, dass die politischen Parteien, die in Regierungsverantwortung stehen, egal ob im Bund oder in den Ländern, politische Lösungen für die drängendsten Probleme anbieten  müssen, die bestenfalls Akzeptanz finden oder zumindest den Menschen das Gefühl geben, dass man sich mit ihren praktischen Alltagssorgen befasst hat. Die Menschen dürfen nicht das Gefühl haben, dass von oben herab über ihre Köpfe entschieden wird. Dann entzieht man auch solchen Akteuren den Nährboden, die mit Übertreibung, Zuspitzung, Verkürzung oder bewusster Fehlinformation darauf Abzielen, die Gesellschaft zu spalten und Menschen gegen andere politische Meinungen aufzuwiegeln - vor allem in sozialen Medien. Dass sich der Ton in der politischen Auseinandersetzung in den vergangenen Jahren massiv verschärft hat, ist ein wirkliches Problem auf allen Ebenen - zum Beispiel wenn es schon in den Städten und Gemeinden schwer wird, junge Menschen für Kommunalpolitik zu begeistern, weil die Angst haben, dass sie für ihre Entscheidungen öffentlich bloßgestellt oder beleidigt werden.