Sehr geehrte Frau J.,

 vielen Dank für Ihre Frage. Ich bin unentschlossen, ob ich die Initiative für eine Opt-in-Modell für Briefkastenwerbung unterstützen soll.

Einerseits finde ich die Argumente, die die Deutsche Umwelthilfe und andere vorbringen, stichhaltig: Viele Menschen sind genervt von Papierstapeln im Treppenhaus oder von in Plastik verpackten Werbeblättchen und sicher landen viele der Blättchen ungelesen im Müll, was sinnlose Ressourcenverschwendung ist.

Andererseits sehe ich auch, das Briefkastenwerbung für kleine, lokale Unternehmen eine wichtige Quelle zur Absatzförderung ist. Wie sonst, soll jemand, der z.B. Hundesitting oder Gartenarbeiten im Stadtteil anbietet, auf seine Dienste hinweisen? Wie soll ein neuer Imbiss Kunden in der Nähe gewinnen, ohne Speisekarten in Briefkästen zu verteilen? Anders als grosse Konzerne können diese Betriebe überhaupt nur mit Flyeraktionen auf sich aufmerksam machen. Werbung per Brief, im Internet oder auf Plakatwänden sind da schlicht keine Option. Auch Vereine und Initiativen sind auf diese Kommunikationskanäle angewiesen.

Als Kandidat zur Bundestagswahl haben meine Mitstreiter*innen  und ich in den letzten Wochen ebenfalls viele Briefkästen mit grünen Flyern bestückt. Natürlich nur in solche ohne „Bitte keine Werbung“-Aufkleber.

Zudem gibt es laut Aussage des Bundesjustizministeriums Zweifel, ob ein solches Opt-in-System europarechtskonform wäre.

Sie merken, mir liegen lokale Initiativen am Herzen, daher würde ich aktuell eher zur Ablehnung des Opt-in-Modells neigen.

Ich freue mich mit dieser Abwägung Ihre Frage beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Boris Mijatovic