Liebe Frau Köktürk, warum gibt es im Sozialgesetzbuch keine Kostenübernahme außerhalb des völlig realitätsfernen Mietrichtwertes für Menschen, die bereits eine Arbeitsstelle sicher haben?
Sehr geehrte Frau Köktürk,
Ich: studierte Lehrkraft, möchte bei einem Bundesamt in der Sachbearbeitung beginnen, Arbeitsvertrag ist bereits unterschrieben, Start wäre der 02.02.26.
Da ich derzeit Bürgergeld beziehe und da heraus möchte, muss ich nach Nürnberg ziehen, um meine Stelle antreten zu können.
Die Mieten in Nürnberg sind dementsprechend hoch, das Jobcenter hat mir telefonisch mitgeteilt, dass 522€ Miete +130 € Nebenkosten gezahlt würden. Für den Preis bekommen sie bei Immowelt 0 Treffer heraus.
Ich habe nach langem Kampf eine Wohnung gefunden, die mit 645 € Miete+130€ NK zu Buche schlägt.
Jetzt verweigert mir das Jobcenter die Zahlung des so wichtigen Mietkautionsdarlehens, ohne das ich den Umzug nicht finanzieren kann. Die Mietkosten müssten auch nur für 2 Monate gedeckt werden, da ich ab dann im Geld wäre. Jetzt heißt es für mich, Job weg und weiter im Bürgergeld verbleiben, bei Fachkräftemangel. Jetzt gibt es nur Verlierer und am Ende ist es für alle teuerer...
Vielen Dank für Ihre Frage!
Erst einmal vorneweg: Es tut mir unfassbar leid zu hören, dass Sie Ihre bereits sichere Stelle nicht antreten können, weil das Jobcenter sich quer stellt! Dass Sie selbst mit einem vorliegenden Arbeitsvertrag keine Unterstützung vom Jobcenter bekommen, ist skandalös und leider auch symptomatisch für die aktuellen Regelungen im Bürgergeld, die am Ende eben doch nicht alles dafür tun, Menschen tatsächlich in Arbeit und in ein stabiles Leben zu bringen.
Wir als Fraktion die Linke bemängeln schon sehr lange die vollkommen realitätsfremden Regelungen bezüglich der Kosten der Unterkunft, die für Menschen insbesondere in sehr angespannten, städtischen Wohnungsmärkten zu großen Problem führen.
Das Bürgergeld der Ampel-Regierung hatte damals diesbezüglich auch wenig Verbesserungen gebracht. Und die nun anstehende Reform der Merz-Regierung hin zur "Neuen Grundsicherung" wird noch einmal deutliche Verschlechterungen mit sich bringen.
Als sozialpolitische Sprecherin setze ich mich gemeinsam mit meiner Fraktion dafür ein, dass alle Regelungen zu den Kosten der Unterkunft angepasst werden und Betroffene deutlich mehr Sicherheit bekommen – egal, ob es sich um Wohnungen handelt, in denen sie schon lange wohnen oder um neue Mietverträge wie Ihrem.
In jedem Falle wünsche ich Ihnen viel Kraft für Ihren weiteren Weg. Falls Sie Ihren Fall noch einmal detailliert schildern möchten, schreiben Sie meinem Team bitte unter cansin.koektuerk@bundestag.de und wir versuchen Ihnen vor Ort rechtliche Beratung zu vermitteln.
Solidarische Grüße
Cansın Köktürk
