Sichere Luftbrücke für alle Gefährdeten in Afghanistan- warum wird nicht schnell genug gehandelt?

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Carsten Meyer-Heder
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Frage von Julia D. •

Sichere Luftbrücke für alle Gefährdeten in Afghanistan- warum wird nicht schnell genug gehandelt?

Hallo Herr Meyer-Heder,
wie kann es sein, dass immer noch keine ausreichende bzw keine sichere Luftbrücke für alle Gefährdeten aus Afghanistan geschaffen wurde? Mit freundlichem Gruß, Julia Duggen

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Antwort von
CDU

Hallo Frau von D.,

vielen Dank für Ihre Nachricht und bitte entschuldigen Sie meine späte Antwort. Die Ereignisse in Afghanistan, von denen ich ebenso erschüttert war wie Sie, haben sich innerhalb kurzer Zeit überschlagen. Nach dem fast widerstandslosen Vormarsch der Taliban hat sich die Regierung in Kabul am 15. August aufgelöst, die vom Westen mit modernen Mitteln ausgerüstete und ausgebildete Afghanische Armee war nicht mehr existent. Damit war das „Worst-Case-Szenario“ deutlich früher als erwartet eingetreten.

Unmittelbar nach der NATO-Entscheidung vom 14. April zur gemeinsamen Beendigung der Mission RESOLUTE SUPPORT hat das Bundesverteidigungsministerium mit der Vorbereitung von Evakuierungsszenarien begonnen. Durch diese Vorbereitung konnte Deutschland am 16. August als eine der ersten Nationen seine Kräfte nach Kabul verlegen und bis 26. August eine stabile Luftbrücke zwischen Kabul und Taschkent in Usbekistan aufrechterhalten. Auf diesem Weg wurden insgesamt 5.347 Personen aus mind. 45 Nationen evakuiert. Jetzt geht es darum, in Verhandlungen mit den Taliban allen weiteren Schutzbedürftigen eine Ausreise mit zivilen Flügen zu ermöglichen; erste Charterflüge fanden bereits statt. Insgesamt geht es um mehr als 10.000 Afghanen und deren Familien, darunter ehemalige Ortskräfte, Journalisten und Menschenrechtsaktivistinnen.

Es ist offensichtlich, dass das hochgesteckte Ziel des „Nation Building“ in Afghanistan gescheitert ist. Daraus müssen für die Zukunft Konsequenzen gezogen werden. Es braucht eine schonungslose Fehleranalyse. Deutschland muss seinen strategischen Ansatz in der Außen- und Sicherheitspolitik überdenken und militärische Missionen anhand realistischer Ziele sowie eines präzisen Zeitplans definieren. Auf der anderen Seite müssen unsere Geheimdienste und die Bundeswehr besser ausgestattet und unabhängiger von der operativen Einsatzfähigkeit des USA werden.

Beste Grüße

Carsten Meyer-Heder