Sehr geehrter Herr A. S.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Mail über abgeordnetenwatch.de.

Die vergeudete Lebenszeit der von täglichen Staus betroffenen Berufspendler auf die gesamte Bevölkerung umzurechnen, ergibt aus meiner Sicht wenig Sinn. Denn die überörtlichen Berufspendler, die durch ihre Arbeitszeiten auf die Benutzung der Autobahnen in der rush hour angewiesen sind, machen nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Gesamtbevölkerung aus.

Nur ungefähr jeder zweite Mensch in Nordrhein-Westfalen ist überhaupt erwerbstätig, und davon wieder nur etwa 4,5 Millionen mit einem Arbeitsplatz außerhalb des Wohnorts. Und auch davon nutzt nur ein Teil die Autobahnen während der Stauzeiten. Diese Erwerbstätigen, die in qualifizierten Jobs unverzichtbar für Wirtschaft und Gesellschaft sind, verlieren pro Fahrstrecke typischerweise 10 oder 15, aber auch 20 bis 30 Minuten - jeden Tag, das ganze Jahr durch. Das ist eine Zumutung, mit der wir uns nicht abfinden dürfen - uns geht es nämlich um den Einzelnen Menschen.

Im Übrigen sollte man nicht übersehen, dass nicht nur private Lebenszeit vergeudet wird, sondern dass auch Gewerbetreibende und der Güterverkehr im Stau stehen und dadurch massive Produktivitätsverluste erleiden, deren Kosten am Ende einerseits Arbeitsplätze gefährden, andererseits die Verbraucherpreise erhöhen.

Mit freundlichen Grüßen
Christian Lindner