Frage an Farid Müller bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

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Farid Müller
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Frage von Bernhard S. •

Frage an Farid Müller von Bernhard S. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Hallo Herr Müller,

ich beziehe mich auf die Frage von Frau Gangloff bzw. Ihre Antwort dazu. Mir wird Ihre Haltung überhaupt nicht klar.

Anfangs schreiben Sie: "Anders als mein Kollege Andy Grote von der SPD und dem Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (ebenfalls SPD) sehe ich den Vorstoß des Bezirks daher eher kritisch." Hier nutzen Sie die Gelegenheit, politische Gegner als Befürworter zu erwähnen. Außerdem suggerieren Sie, Sie wären gegen das Vorhaben. Später im Text klingt es so, als wären Sie für das Vorhaben, wenn die "Nahversorgung" und die "Verträglichkeit hinsichtlich Verkehr und Lärm geklärt ist". Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie entweder noch nicht wissen, wie Sie dazu stehen oder aber es nicht äußern wollen?

Ich gehe davon aus, dass eine Musikhalle in jedem Fall mehr Lärm (auch durch Gäste, die nach der Veranstaltung mit Gewissheit zum Teil noch im Stadtteil verbleiben würden) bringen würde. Musikveranstaltungen ohne Verkehr kann ich mir auch nicht vorstellen. Wie sollen die Gäste denn hin- und wegkommen? An der Situation in anderen Stadtteilen kann man sehen, dass selbst wenn bekanntermaßen kaum Parkplätze am Zielort vorhanden sind, trotzdem viele Menschen mit dem Auto kommen. Sind Sie tatsächlich der Meinung, man könne eine "Verträglichkeit hinsichtlich Verkehr und Lärm" erreichen, die mehr als nur politische Schönfärberei ist?

Des weiteren schreiben Sie: "Nach meiner Erfahrung ist der Real am Neuen Kamp / Budapester Straße auch ein Ort der Armen. Würden wir dort (nur) aufwerten, würde dies die Armen verdrängen." Das macht mich nun sehr stutzig. Warum ist der Real am Neuen Kamp / Budapester Straße ein Ort der Armen? Was ist in Ihren Augen arm? Warum das "nur" in Klammern? Warum schränken Sie nahezu jede Aussage, die Sie machen, wieder ein? Wollen Sie nun aufwerten oder nicht? Oder "nur " ein wenig?

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Schillo

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Sehr geehrter Herr Schillo,

Zunächst bitte ich um Entschuldigung dafür, dass ich erst heute antworte. Ich war vom 15. März für einige Tage im Urlaub.

Vorweg: Die Herren Grote und Schreiber betrachte ich nicht als politische Gegner, wie Sie das schreiben. Aber natürlich gibt es immer wieder unterschiedliche Auffassungen - sowohl innerhalb und zwischen Parteien.

Und im Grundsatz: Ja, wir Grünen haben den Punkt, dass Hamburg noch eine mittlere Konzerthalle benötigt in den Koalitionsvertrag auf Landesebene eingebracht. Nicht festgelegt sind wir in der Frage, wo diese Halle denn entstehen soll. Klar ist auch, dass wir Grünen der Auffassung sind, dass der Bau einer solchen Halle nicht von der Stadt finanziert werden soll. Eher schon die Frage, ob wir ein städtisches Grundstück dafür zur Verfügung stellen können.

Zu Ihren Fragen: Ich betrachte den Vorstoß, jetzt den real-Standort als Musikhalle auszurufen, durchaus kritisch. Es handelt sich bisher auch um eine reine Planungsidee der Bezirks-SPD, womit sich die Bürgerschaft bisher noch nicht befasst hat. Für mich sind auch zu viele Punkte ungeklärt. Dazu zählt die Verträglichkeit für Anwohnerinnen und Anwohner, die Frage des Investors und die Prüfung von Alternativen. Außerdem zählt für mich der Erhalt eines niedrigpreisigen Lebensmittelangebots zu den bedeutenden Nutzungen dieses Ortes.

Erst wenn zu diesen Punkten Informationen vorliegen, kann daran gedacht werden, das real-Gelände auch für eine Musikhalle in Betracht zu ziehen. Voraussetzung ist aber eben die Anwohnerverträglichkeit. Da haben sich Herr Grote und Herr Schreiber noch nicht so viel zu geäußert.

Aus dem Grund der fehlenden Anwohnervertäglichkeit war ich übrigens auch gegen die Idee, 3000 m2 neue Beachclubs nach St. Pauli zu holen - anders als Herr Schreiber. Ich finde, dass bei der aktuellen Belastung, denen die Menschen in St. Pauli ausgesetzt sind, jede neue Belastung sehr genau geprüft werden muss.

Zu Ihrer zweiten Frage: Ich kenne den real aus eigener Anschauung. Kennen Sie beispielsweise die Flaschensammlerinnen und - sammler, die dort vor den drei Getränkeautomaten Schlange stehen? Haben Sie mal mit den Menschen, die vor dem real stehen, gesprochen? Da sind viele Menschen dabei, die sich den Biomarkt nicht leisten können. Diese Menschen gehören zu St. Pauli dazu und ich sorge mich darum, dass sie nicht ihre Treffpunkte verlieren.

Mit freundlichen Grüßen
Farid Müller

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