Lieber Herr S.

danke für diese Frage - meine erste bei Abgeordnetenwatch!

Ich persönlich finde diese Idee ganz großartig! Allerdings weisen selbst Fahrrad-Aktivisten aus unserem Bezirk darauf hin, dass ein Umbau der kompletten Weserstraße zur Fahrradstraße viele Radfahrer*innen von der Sonnenallee "runter holen" würde - sie würden ausweichen. Das würde aber die Gefahr der auf der Sonnenallee verbleibenden Räder erhöhen. Denn die eine der sichersten Maßnahmen ist noch immer, in möglichst großer Menge zu fahren. Nur dann scheinen einige Autos die Räder zu bemerken!

Sie sehen, das ist eine spannende Frage. Es steht außer Frage, dass unser Neukölln weitere Fahrradstraßen braucht. Wir Grüne haben zusammen mit Initiativen das Weigandufer als Fahrradstraße erstritten (spezifischer Antrag kam von der Piratenfraktion) und wir wollen auch die Bürknerstraße - ohnehin gut asphaltiert und stark frequentiert - zur Fahrradstraße machen. Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass man den vorderen Teil der Weserstraße zwischen Pannierstraße und Kottbusser Damm zur Fahrradstraße macht und in diesem Rahmen auch gleich die gefährliche Stelle vor der Volksbank so umbaut, dass Räder, Fußgänger und Autos nicht ständig in Konflikt geraten. Wichtig ist mir und uns Grünen allgemein aber vor allem, dass solche Maßnahmen in einem breiten Beteiligungsprozess erarbeitet werden. Denn bei der Umgestaltung von öffentlichen Raum wird es immer Gewinner und Verlierer geben. Früher hat sich (fast) niemand über die Fixiertheit auf das Auto gestört. Heute sind wir alle viel sensibilisierter. Die Zeit der Politik "von oben" sollte auch in Neukölln mal vorbei sein. An der Karl-Marx-Straße scheint das ja schon ganz gut zu funktionieren.

Zum Thema Fahrradstraßen lassen Sie mich noch eine Sache ergänzen. Denn die Einrichtung an sich ist nicht genug, sie muss auch durchgesetzt werden. Raser und Durchgangsverkehr hält man aber nicht mit schönen Schildern draußen - dafür braucht es z.B. Poller und Puffer, die den Verkehr wirklich auch abbremsen. Das würde auch den Lärmpegel reduzieren und somit den Anwohner*innen gefallen.

Beste Grüße
:) Georg Kössler