Was tun Sie, sehr geehrter Herr Hocker, damit das, was unseren älteren Geschwistern auf dieser Erde, den Tieren, und auch mir tagtäglich, stündlich, minütlich Schmerzen bereitet, verboten wird?

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Gero Hocker
FDP
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Frage von Mirjam E. •

Was tun Sie, sehr geehrter Herr Hocker, damit das, was unseren älteren Geschwistern auf dieser Erde, den Tieren, und auch mir tagtäglich, stündlich, minütlich Schmerzen bereitet, verboten wird?

Der aktuelle Entwurf für ein neues Tierschutzgesetz ist eine Riesenenttäuschung! Was tun Sie, damit das neue Tierschutzgesetz tatsächlich unsagbares Leiden verhindern wird?

Verbot

der Langstrecken-Tiertransporte in Länder außerhalb der EU

der Amputationen, um Tiere an landwirtschaftliche Haltungssysteme anzupassen

der Anbindehaltung in jeglicher Form, darunter auch die saisonale Anbindehaltung von Rindern und die Anbindehaltung von Greifvögeln

der Privathaltung exotischer Wildtiere wie Affen, Tiger und Reptilien als „Haustiere“

der Haltung aller Wildtierarten im Zirkus – und dies ohne Einzelfall-Schlupfloch

des Verkaufs von Welpen und anderer Tiere über Online-Plattformen. Die Tierheime sind voll!

der Qualzuchten in der Landwirtschaft und im Heimtierbereich ????

Mein Hund hat mir, wie viele andere Tiere auch, in unserer Beziehung gezeigt, dass Tiere wie Menschen sind. Sie fühlen dieselbe Langeweile, denselben Schmerz, dieselben Traumata.

Möchten Sie die obengenannten Dinge erleben?

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Antwort von
FDP

Deutschland hat bereits jetzt höhere Standards bei der Tierhaltung im Vergleich zum EU-Binnenmarkt und erst recht weltweit. Eine weitere Erhöhung der gesetzlichen Standards wäre deshalb ausgehend vom Status-quo letztlich sogar nachteilig für das Tierwohl. Denn sie würde zu einer Abwanderung der Tierhaltung ins Ausland führen, wo die Tiere unter schlechteren Bedingungen gehalten würden. Die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Betriebe darf hier nicht weiter gefährdet werden. Darüber hinaus brauchen die Betriebe, die sich zur Weiterentwicklung der Tierhaltung durch Stallumbauten oder Neubauten auf den Weg machen, Verlässlichkeit bezüglich zukünftiger Rahmenbedingungen, sodass sie ihre Investitionen kalkulieren können. Dafür wäre eine weitere Anhebung des gesetzlichen Standards ebenfalls kontraproduktiv. Verlässliche Rahmenbedingungen sind für die FDP elementare Voraussetzung für die zukunftsfähige Umsetzung von mehr Tierwohl. Dafür haben wir als Ampelkoalition eine Tierhaltungskennzeichnung auf den Weg gebracht, die es allen Verbrauchern erlaubt, ihrem Wunsch nach höheren Haltungsstandards bei der Kaufentscheidung tierischer Produkte Ausdruck zu verleihen. Der Plan ist es, diese Haltungskennzeichnung z.B. auf weitere Tierarten zu erweitern.

Bei Tiertransporten setze ich mich dafür ein, dass das EU-Tiertransportrecht mindestens bis zum endgültigen Beförderungsort eingehalten werden muss, vor allem dann, wenn sich dieser außerhalb der EU befindet. Transporte lebender Tiere zu Zielen außerhalb der EU, die nicht die EU-Mindeststandards des Tierschutzes einhalten, müssen verhindert werden. Wie auch bei den Tierhaltungsbedingungen auf den Betrieben sollte die EU auch bei den Transporten in Drittstaaten einheitliche Regelungen formulieren, die für alle Mitgliedsstaaten anwendbar sind.

Die Haltung von Wildtieren in einem Zirkus ist nicht generell schlecht, wenn sie auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse erfolgt. Zirkusse sind zudem wichtige Anlaufpunkte für den Mensch-Tier-Kontakt und haben die Option, Tiere als Botschafter ihrer bedrohten Art zu zeigen.

Starre artenbezogene Haltungsverbote im Wege von Positiv- und Negativlisten lehne ich ab, weil ich der Überzeugung bin, dass sie unverhältnismäßig sind und allenfalls zu einem schwer zu kontrollierenden grauen Markt führen. Dem Tier- und Artenschutz wäre damit nicht geholfen. Stattdessen sollte die Sachkunde von Tierhaltern gefördert und auch verstärkt eingefordert werden. In diesem Sinne bin ich offen gegenüber praktikablen Stufenmodellen, die für ausgewählte Tierarten je nach Höhe von Haltungsansprüchen und Haltungsrisiken zusätzliche Informationspflichten für Tierhalter vorsehen.

Tierbörsen sind, wie auch zunehmend das Internet, durchaus ein Schauplatz für problematische Angebote, sowohl mit Blick auf illegale Wildfänge als auch mit Blick auf Qualzuchten. Eine sinnvolle Herangehensweise im Sinne des Tier- und Artenschutzes kann hier nur in der verstärkten Kontrolle von Tierbörsen liegen und nicht darin, Tierbörsen gänzlich zu verbieten und entsprechende Handels- und Tauschvorgänge in die undurchsichtigen Strukturen eines grauen Marktes abgleiten zu lassen. Deshalb ist es sinnvoll, dass sich die für den Vollzug des Tierschutzrechts zuständigen Länder für eine verstärkte Kontrolle von Tierbörsen und Onlinehandel einsetzen.

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