Frage an Gesine Lötzsch bezüglich Umwelt

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Gesine Lötzsch
DIE LINKE
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Frage von Niklas M. •

Frage an Gesine Lötzsch von Niklas M. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Dr. Lötzsch,

ich bin 13 Jahre alt und wolte wissen,
weshalb sich die BRD, als einzige G8 Nation,eine nahe Zukunft ohne Atomenergie vorstellen kann? Warum spricht sich DIE LINKE gegen die Atomenergie aus?

Mit freundlichen Grüßen,

Niklas Maier

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DIE LINKE

Lieber Niklas,

wie Du richtig festgestellt hast, fordert DIE LINKE. einen beschleunigten und konsequenten Ausstieg aus der Atomenergienutzung. Die zukünftige Energieversorgung basiert auf dem cleveren Umgang mit Energie. Halbieren wir den Verbrauch bei Strom, Wärme und Kraftstoffen, können wir das Potential der erneuerbaren Energien voll nutzen.

Gerne möchten wir Dir die aus unserer Sicht die zehn wichtigsten Gründe
für den Atomausstieg nennen:

1. Atomkraftwerke sind gefährlich: Routine und Fehler können verheerende Folgen haben. Die Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 hat uns die Gefahr der Atomenergienutzung vor Augen geführt. Der überhebliche Glaube an die Beherrschbarkeit der Strahlentechnik hat vielen Menschen das Leben gekostet. Eine Viertel Millionen Menschen verloren ihre Heimat. Noch immer leiden Tausende an den Folgen des Strahlenunfalls.

2. Strahlenmüll bleibt über Jahrtausende giftig: Verbrauchte Uran-Brennstäbe enthalten zahlreiche hochradioaktive Spaltprodukte. Sie müssen über mehrere 100.000 Jahre sicher verwahrt werden, um eine Verstrahlung von Menschen und Umwelt oder einen Missbrauch des Materials zu verhindern. Doch alle bisherigen Versuche ein geeignetes Endlager zu finden sind gescheitert.

3. Deutscher Atomstrom leistet kein Beitrag zum Klimaschutz

4. Atomenergie verhindert den Ausbau der erneuerbaren Energien: Gefragt sind zukünftig dezentrale, schnell regelbare Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung, die den wachsenden Anteil von Strom aus Wind, Sonne und Bioenergie ergänzen. Neue Atommeiler zementieren aber kartellartige Strukturen in der Energieversorgung.

5. Atomstrom bedeutet hohe Strompreise: In Deutschland sind noch 17 Atomkraftwerke am Netz und liefern gut ein Viertel des Stroms. Dennoch sind die Strompreise in den letzten Jahren rasant gestiegen.

6. Atomenergie kann die Versorgungssicherheit nicht erhöhen: Bei Erdgas und Mineralöl ist Deutschland überwiegend abhängig von den Importen aus anderen Ländern. Der Gasstreit zwischen Russland und Ukraine Anfang 2006 und die abgedrehte Ölhähne im Januar 2007 haben das als Problem deutlich gemacht.

7. Atomenergie verschlingt Steuergelder: Mindestens 67 Milliarden Euro haben die deutschen Steuerzahler bisher über Subventionen in die Atomenergie gesteckt. Auf Grund der hohen Baukosten sind Atomkraftwerke etwa viermal teurer als konventionelle Anlagen. Das macht massive Staatszuschüsse nötig oder es müssten Abstriche bei der Sicherheit gemacht werden.

8. Atomkraftwerke und Castor-Transporte sind ein potentielles Ziel für Terroristen. Aktuelle Gutachten belegen: deutsche Atomreaktoren halten dem Einschlag eines Flugzeugs nicht stand.

9. Die Strahlen-Technik verführt zu militärischem Missbrauch: Der Konflikt mit dem Iran um die Atomenergie macht die Gefährlichkeit der Nukleartechnik deutlich. Unter dem Deckmantel der „friedlichen Nutzung“ will sich Iran zur Atommacht aufschwingen. Geopolitisch wäre eine Abkehr von der fossil-nuklearen Energieversorgung somit ein wichtiger Beitrag zur Friedenssicherung.

10. Es gibt keine Renaissance der Atomenergie: Zwar hast du richtig vermerkt, dass Unter den G8-Staaten Deutschland das einzige Land ist, das Atomkraft als Beitrag zum Klimaschutz ablehnt. Jedoch steht Europa nicht vor einem Wiedereinstieg in die Atomenergie. 17 von 27 EU Staaten nutzen die Atomenergie nicht oder haben den Ausstieg beschlossen. Zum Jahreswechsel 2007 sind europaweit sieben weitere Atommeiler aus Sicherheitsgründen abgeschaltet worden. Nur ein Kraftwerk in Finnland ist hingegen in Bau. Aber selbst dabei gibt es erhebliche Probleme: Aufgrund von Baumängeln und Sicherheitsverstößen verzögert sich der Bau bereits um ein auf fünf Jahr und die Betreiberfirma hat bereits einen Verlust von 300 Millionen Euro eingefahren.

Ich hoffe, wir konnten hiermit Deine Fragen beantworten.

Mit besten Grüßen

Gesine Lötzsch

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