Frage an Gesine Lötzsch bezüglich Familie

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Gesine Lötzsch
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Frage von Wilfried M. •

Frage an Gesine Lötzsch von Wilfried M. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Dr. Lötzsch

Zu der Frage von Herrn Kelmer vom 10.8.05 möchte ich noch eine anfügen. Das "Gender Mainstreaming" ist nach meinen Erkundungen ein neuer Begriff bzw. ein neues ideologisches Konstrukt, welches im Kern eine ziemliche Gängelung / Erziehung der Menschen zum Thema haben könnte. Diese sollen irgendwie so sein oder werden, wie sie nach irgendjemandes Wunschbild noch nicht sind. Ich erkenne das daran, daß es z.B. schon "Gender- Trainer" "am Markt" gibt. Das Ganze scheint also ein Geschäftsfeld zu sein und noch werden zu wollen, welches nicht so sehr die klare rechtliche Gleichstellung der Geschlechter zum Thema hat und sich darauf beschränkt, sondern neue Geschäftsfelder, die sich eröffnen, wenn man erst einmal - durch viel nebulöse Propaganda - etwas in Frage stellt, Mißtrauen zwischen "den Geschlechtern" sät bzw. spaltet.
Psychologen, Sozialpädagogen, Berater und Rechtsanwälte profitieren von diesem unerhörten Firlefanz (vgl. "Stern vom 17.3.05), der es manchen in der Familie erschwert, ihre eigenen Rollen in Absprache zu definieren bzw. auszuhandeln. Überall lauert ein Mainstreamer, der behauptet, man sei "noch nicht" in der modernen Rolle, welche in irgendeiner Befragung oder von einem Guru als wünschenwert gedacht sein soll.
Ein anderer "Mainstream" - Begriff (Consumer -M.) wurde von der Staatsekretärin Müller (Verbraucherschutzministerium München) erfunden. Da will man uns zu bestimmtem Konsumverhalten (natürlich auch nur zu unserem Wohl) erziehen.
Sehen Sie - zumal als Philologin - in solchen merkwürdigen Wortneuschöpfungen einen Fortschritt oder könnte sich eine NEO- Ideologie dahinter verbergen, welche die grundgesetzlich gemeinte, Gesetze zur Gleichberechtigung gerade nicht ignorierende freie Entwicklung von Persönlichkeiten nicht so sehr zum Ziel hat wie die womöglich durchaus perfide Ausbeutung von Orientierung noch suchenden, verunsicherten Menschen als "Humanressource"?

Mit freundlichen Grüßen
W. Meißner

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Sehr geehrter Herr Meißner,

ich danke Ihnen für Ihre Frage vom 29. August.

Man kann grundsätzlich unterschiedlicher Auffassung sein, ob es sinnvoll und gut ist, Begriffe für neue Bewegungen, Strömungen, Forschungszweige etc. einfach aus anderen Sprachen, vor allem dem Englischen, zu übernehmen. Ich denke, es besteht in vielen Fällen die Möglichkeit, auch einen adäquaten deutschen Begriff zu finden.

Ich denke Gender Mainstreaming ist in erster Linie die Bezeichnung für ein neues Forschungsgebiet in der Soziologie. Eine Ideologie, die die Ausbeutung von Menschen zum Ziel hat, kann ich in diesem Konzept aber nicht erkennen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute.

MdB Dr. Gesine Lötzsch (Die Linkspartei.PDS)

PS: Wenn Sie mehr über meine Arbeit erfahren möchten, besuchen Sie mich doch unter: www.gesine-loetzsch.de !

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