Gibt es Bestrebungen, eine staatliche Reiseagentur zu gründen?

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Gülistan Yüksel
SPD
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Frage von Michael K. •

Gibt es Bestrebungen, eine staatliche Reiseagentur zu gründen?

Sehr geehrte Frau Yüksel,
Ich frage Sie als MdB der SPD-Fraktion, SPD-Mitglied und stellvertretende Vorsitzende des Tourismusausschusses, ob es in Ihrer Fraktion, Ihrer Partei oder in Ihrem Ausschuss Bestrebungen gibt, eine staatliche Reiseagentur nach dem Vorbild landeseigener Wohnungsgesellschaften und staatlicher Institutionen zu gründen, damit auch die in Deutschland ärmsten Haushalte (einschließlich Haushalte mit Personen, die Transferleistungen empfangen) Urlaub machen können.
Ich stelle mir das so vor, dass der Staat eine Agentur gründet, Hotels im In- und Ausland sowie andere touristische Produkte, z.B. Kreuzfahrtschiffe oder zivile Flugzeuge, im Namen dieser Agentur kauft und dann günstige Urlaubsplätze mindestens für ärmere Haushalte samt Empfänger von Sozialleistungen vermittelt—wahlweise auch mit einem Anteil des freien Verkaufs mit teureren Preisen (aber günstiger als das Gros der private Reiseunternehmen). Dies kann dann z.B. durch den Staat dann auch finanziert werden.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr. K.

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte.

Mir sind keine Bestrebungen zur Gründung einer staatlichen Reiseagentur bekannt – weder innerhalb meiner SPD-Fraktion noch innerhalb meiner Partei. Auch von Seiten anderer Fraktionen habe ich einen solchen Vorschlag nicht vernommen. Tourismuspolitik in Deutschland liegt in erster Linie in der Kompetenz der Länder. Die Bundesregierung setzt die Rahmenbedingungen, damit sich der Tourismus in Deutschland nachhaltig entwickeln kann. Die Überarbeitung der Nationalen Tourismusstrategie soll dazu beitragen.

Die Tourismuspolitikerinnen und -politiker der SPD-Fraktion sind sich darüber bewusst, dass die gegenwärtige Inflation insbesondere auch das Reisen teurer gemacht hat. Tourismuspolitisch setzten wir uns deshalb weiterhin insbesondere für eine angemessene Förderung des Kinder- und Jugendtourismus ein. Denn gerade für Kinder ist es wichtig, nachhaltige Reiserfahrungen sammeln zu können – etwa im Rahmen von Klassenfahren oder Jugendfahrten. Dies soll unabhängig vom Geldbeutel der Eltern möglich sein. Deswegen fördert der Bund nicht nur Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätten sowie Jugendherbergen, die günstige und nachhaltige Reisen ermöglichen. Mit dem „Corona-Aufholpaket“ konnte der Bund auch vielen Kinder- und Jugendlichen Aufenthalte finanzieren. Allein das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) verzeichnete 30.000 Tage an Kinder- und Jugendaufenthalte und einige tausend Familien, die dank des Programms in den DJH-Häusern zu Gast sein konnten.

Darüber hinaus begrüße ich sehr, dass die Familienministerin erst vor wenigen Tagen angekündigt hat, zusätzliche Fördermittel für die Jugendleiterinnen-und-Jugendleiter-Card (Juleica)-Kampagne "Lass machen" des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR) zur Verfügung zu stellen. Damit kann der DBJR bis Ende des Jahres ehrenamtliche Jugendleiterinnen und Jugendleiter werben. Deren Engagement ist ein wichtiger Beitrag zum außerschulischen Bildungs-, Freizeit- und Reiseangebot für Kinder und Jugendliche.

Als SPD-Fraktion setzen wir uns zudem für einen sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Tourismus ein. Mit der Nationalen Tourismusstrategie wollen wir dazu die nötigen Rahmenbedingungen setzten. Ein fairer Wettbewerb der mittelständisch geprägten Tourismuswirtschaft ist nicht nur im Interesse der vielen Beschäftigten und der Destinationen – gerade im ländlichen Raum. Auch Reisende profitieren von den vielen touristischen Leistungsträgern sowie deren breiten Angeboten im In- und Ausland.

Mit freundlichen Grüßen
Gülistan Yüksel

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