Frage an Harald Weinberg bezüglich Gesundheit

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Frage von Sebastian L. •

Frage an Harald Weinberg von Sebastian L. bezüglich Gesundheit

Sehr gehrter Herr Weinberg,

die Finanzierung des Gesundheitssystems wird immer wieder besprochen und hinterfragt. Man versucht immer wieder neu finnanzielle Quellen zu suchen statt mit dem Vorhandennem auszukommen. Daher meine Frage. Warum kann man nicht alle gesetzlichen Krankassen in eine Kasse zusammenführen? Es gibt über 110 Krankenkasen mit entsprechenden Verwaltungsstrukturen, die mit den eigentlichen Tagesgeschäft einer Kasse nichts zu tun haben.
Da das Leistungsspektrum gefühlt zu 90% identisch ist und eine Zusammenführung der Kassen bei Erhaltung aller Leistungen für dann alle Versicherungsnehemer ein Leistungsplus bedeutet bei geringeren Kosten.
Die eine Kasse hat damit auch eine viel stärkere Verhandlungsposition als in der jetzigen Situation.Damit kann auch Geld gegenüber der Industrie eingspart werden.
Die freigewordenen Finanzmittel können dann für eine bessere Entlohnung der Ärzte und Pflegepersonal verwendet werden. Oder / und eine Änderung des Finanzschlüssels. Z.B. mehr Geld für die Vorsorge und Prevension als für die Behandlung und Nachsorge.
Warum bezahlen wir für soviele Krankenkassen, die das System so unnötig aufblähen?

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr L.,

es ist richtig, wir haben noch etwa 115 Krankenkassen in Deutschland, Tendenz fallend. Neben den großen Versorgerkassen (AOK und Ersatzkassen hauptsächlich) sind 3/4 davon Betriebskrankenkassen, die immerhin den Vorteil haben, relativ nahe am betrieblichen Geschehen zu sein und aktiv einen betrieblichen Gesundheitsschutz zu fördern.

Vor wenigen Jahrzehnten waren es noch über 1000 Kassen. AOK heißt nun mal "Allgemeine ORTS-Krankenkasse".

Mit dem Gesundheitsfonds, in den zunächst einmal alle Krankenversicherungsbeiträge fließen und aus dem die Kassen dann gemäß ihrem jeweiligen Versichertenkreis Geld für die Versorgung beziehen, ist eigentlich schon eine Grundlage für eine weitere Vereinheitlichung gelegt worden. Gleichzeitig hat aber der Gesetzgeber mit den Zusatzbeiträgen, die die Kassen erheben müssen, wenn sie mit den Zuweisungen aus dem Fonds nicht auskommen, die Kassen in einen Preiswettbewerb geschickt. Seitdem haben die Kassen mehr Blick für diese Fragen als für Versorgungsfragen. Das ist für die Versicherten, die auch Patienten sind, nicht gut. Aber es ist dieser Wettbewerb, der die Zahl der Kassen weiter reduzieren wird.

Viel bedeutsamer und schädlicher finde ich den dualen Versicherungsmarkt, also die Existenz einer Privaten KrankenVOLLversicherung in Deutschland, die sich nur historisch begründen lässt und in der Tat in vielerlei Hinsicht eine volkswirtschaftliche Ressourcenverschwendung ist. Leider ist auch mit dem bestehenden Koalitionsvertrag nicht mal ein Einstiegsprojekt hin zu einer Bürgerversicherung gelungen. Immerhin gehen jetzt einige Bundesländer eigenständig diesen Weg, in dem sie die GKV attraktiver für Beamte machen.

Mit freundlichen Grüßen

Harald Weinberg