Sehr geehrte Frau Baehrens, was tut die Koalition aktuell im Bereich mentale Gesundheit?

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Heike Baehrens
SPD
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Frage von Patrick K. •

Sehr geehrte Frau Baehrens, was tut die Koalition aktuell im Bereich mentale Gesundheit?

Sehr geehrte Baehrens, verständlicherweise nimmt die Coronapandemie weiterhin die Politik voll in Anspruch. Trotzdem sollte aus meiner Sicht dem mentalen Zustand der Bevölkerung auch die nötige Dringlichkeit eingeräumt werden, auch im Hinblick auf Pandemiefolgen. Trotz laufender Petitionen (z.B. auf change.org) und Thematisierung in verschiedensten Medienbeiträgen (z.B. ZDF Magazin Royale) habe ich wenige öffentliche Äußerungen von Politikern zu mentaler Gesundheit vernommen. Deshalb wollte ich mich bei Ihnen nach konkreten Plänen der Koalition und dem aktuellen Stand bzw. den aktuell unternommenen Schritten zu diesen Plänen erkundigen.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr K.

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage auf Abgeordnetenwatch.de. Leider erfolgt durch ein Büroversehen die Beantwortung erst jetzt. Bitte entschuldigen Sie dieses Versäumnis.

Das von Ihnen angesprochene Thema Mentale Gesundheit hat seither nichts an seiner Dringlichkeit verloren – im Gegenteil. Daher ist ein wichtiges Anliegen der SPD-Bundestagsfraktion und der Ampel-Koalition, dass Menschen mit behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen zeitnah eine bedarfsgerechte Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation erhalten. Dazu hält das deutsche Gesundheitswesen ein breit angelegtes und ausdifferenziertes Versorgungsangebot vor. Um dieses Angebot weiterzuentwickeln, wurde im Koalitionsvertrag von SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP eine Reihe von Maßnahmen vereinbart, die auf die Sicherstellung und Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung abzielen. Wir sehen hier insbesondere Handlungsbedarf bei der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung für Patientinnen und Patienten mit schweren und komplexen Erkrankungen. In diesem Zusammenhang ist es erfreulich, dass die Zahl der psychologischen und ärztlichen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten inklusive Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -psychotherapeuten, die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen, in den vergangenen Jahren sehr dynamisch gewachsen ist. Mittlerweile stellen diese nach den Hausärztinnen und Hausärzten die zweitgrößte Arztgruppe dar.

Inzwischen liegt auch Schwarz auf Weiß der Bericht der Bundesregierung über die Gesundheitlichen Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona vor. Im Fokus der Betrachtung standen insbesondere psychische Belastungen als indirekte Folgen der Pandemie. Hinzu kommen aktuelle Belastungen durch Krieg, Inflation und Klimakrise. Die interministerielle Arbeitsgruppe rät, mögliche Maßnahmen an die bestehenden Regelsysteme wie Kitas und Schulen oder die Jugend- und Familienhilfe anzubinden, damit sie für alle leicht zugänglich sind. Ziel der Maßnahmen müsse es sein, Kinder und Jugendliche in ihrer Gesundheit nachhaltig zu stärken und sie resilient auch für künftige Krisen zu machen. Hierfür wurden fünf sogenannte Handlungsfelder identifiziert (Frühe Hilfen, Kita, Schule, Gesundheitswesen sowie Jugend- und Familienhilfe), für die entsprechende Empfehlungen erarbeitet wurden, die insbesondere auch den Bereich mentale Gesundheit adressieren. Dabei geht es zum Beispiel um Familienhebammen, Mental Health Coaches an Schulen oder die Reduktion von Wartezeiten zur psychotherapeutischen Versorgung vor allem im ländlichen Raum. Den gesamten Bericht können Sie hier abrufen: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/214866/b2bb16239600b9e257c31db91d872129/ima-abschlussbericht-gesundheitliche-auswirkungen-auf-kinder-und-jugendliche-durch-corona-data.pdf

Vielfach nehmen Menschen mit psychischen Erkrankungen notwendige Hilfe nicht in Anspruch. Dies liegt vielfach auch daran, dass psychische Erkrankungen häufig mit Stigmatisierung und Diskriminierung verbunden sind. Dies wollen wir verändern und diese Stigmatisierungen auf individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Ebene abbauen. Es gilt auch hier wieder, in den verschiedenen Lebenswelten anzusetzen, z.B. in der Arbeitswelt durch menschengerechte Gestaltung der Arbeit psychische Belastungen abzubauen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre
Heike Baehrens

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