Ist eine Freigabe von Cannabis ethisch und gesundheitspolitisch vertretbar, obwohl es häufig die Depersonalisation auslöst, eine schwere, meist unheilbare und nicht behandelbare Erkrankung?

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Herbert Wollmann
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Frage von Peter F. •

Ist eine Freigabe von Cannabis ethisch und gesundheitspolitisch vertretbar, obwohl es häufig die Depersonalisation auslöst, eine schwere, meist unheilbare und nicht behandelbare Erkrankung?

Cannabis kann eine schwere psychische Störungen auslösen: Die Depersonalisations-Derealisationsstörung oder kurz Depersonalisation (ICD-10: F48.1; ICD-11: 6B66). Etwa 1% der Bevölkerung sind betroffen [1,2]. In 25% dieser Fälle sind Drogen der Auslöser, am häufigsten durch Cannabis [3,4]. Oft genügt bereits ERSTMALIGER Konsum.

Die Störung ist meist lebenslang und unheilbar und führt nicht selten zum Suizid. Eine wissenschaftlich anerkannte Therapie existiert nicht und Forschung gibt es so gut wie keine, denn die Psychiatrie ignoriert das Krankheitsbild. Die Depersonalisation ist wahrscheinlich viel häufiger eine Folge von Cannabiskonsum als die Psychosen.

Wird die Politik auch wegschauen, indem sie Cannabis legalisiert und zulässt, dass noch mehr Menschen Opfer dieser Krankheit werden?

[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15022041/
[2] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35699456/
[3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/14651505/
[4] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19538903/

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Sehr geehrter Herr F.,

vielen Dank für die Anfrage in Bezug auf Cannabis. Ich teile Ihre Ansicht, dass die Wirkungen bzw. Nebenwirkungen des Cannabis- Konsums wissenschaftlich noch nicht ausreichend evaluiert sind. Ich denke, die Psychiatrie ist da viel kritischer als die Vereinigung der Psychotherapie, die sich kürzlich nach meiner Meinung vorschnell positioniert hat.

Ich hatte vor wenigen Tagen ein Gespräch mit leitenden Ärztinnen der Psychiatrie und Kinder- Jugendpsychiatrie, die ebenfalls Cannabis nicht als harmlos ansehen.

In Bezug auf das parlamentarische Verfahren: Derzeit finden wohl auf Referentenebene schon diverse Informationsgespräche statt, an denen ich aber nicht beteiligt bin. Im September soll eine parlamentarische Informationsreise in die USA und Kanada stattfinden, an der ein paar Abgeordnete teilnehmen. 

Ich selber werde den Ablauf unter wissenschaftlichen Kriterien und mit dem Hintergrund meines eigenen medizinischen Wissens und meiner ärztlichen Erfahrungen ergebnisoffen begleiten. 

Ich möchte aber nicht verhehlen, dass ich die die sogenannte Cannabis- Legalisierung eher kritisch beurteile und nicht damit rechne, dass es in diesem Jahr noch zu einer Verabschiedung des Gesetzes kommt. 

Dr. Herbert Wollmann

 

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