Hallo Frau H.,

politische Dinge sind nicht so einfach, wie Sie in ihrer Frage vermuten. Ihre Gleichung trügt: AFD, 12,6% = macht was richtig, MLPD, 0,1% = macht was falsch. Vielleicht haben Sie es nur als rhetorische Frage gemeint?

Die Wahlergebnisse heute sind weniger den je Ergebnis bestimmter Parteileistungen, sondern viel eher Momentaufnahme einer gewissen Stimmung in der Bevölkerung, die in erster Linie durch Massenmedien beeinflusst werden. Dass in diesen Medien die MLPD kaum vorkommt, die AfD aber ständig als angebliche Protestpartei gegen "die Herrschenden" sich produzieren kann, sollte Ihnen aufgefallen sein.
Nun, wer hat Interesse an der AfD? Doch vor allem Kräfte, die befürchten, dass gesellschaftlich zunehmender Protest sich links verortet. Der AfD-Höhenflug nährt sich aus einem gesellschaftlichen Rechtsruck, dem wir als internationalistisches Bündnis den Kampf ansagen.
Sollte Ihre Frage darauf abzielen, dass wir von der AfD lernen sollen, protestiere ich energisch!
Die KPD hatte vor 1933 zwar Schwächen, leider ist es ihr nicht gelungen, die Antifaschisten damals zusammen zu schmieden, um den Hitlerfaschismus zu verhindern. Sie hat aber eins richtig gemacht: Die KPD hat den Menschen damals reinen Wein eingeschenkt und aufgedeckt, wohin die Aufwertung der NSDAP führen wird. So hat die KPD den Präsidentschafts-Wahlkampf 1932 geführt mit dem Slogan: „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“ Hindenburg war übrigens der Favorit der SPD.
Und so kam es dann: Im April 1932 wählten 53,1% Hindenburg zum Reichspräsident, was die SPD noch frenetisch bejubelte. Am 30. Januar 1933 setzte Hindenburg dann Hitler als Reichskanzler ein. Am 1. September 1939 begann dann das größte bisherige Massaker der Menschheitsgeschichte, der II. Weltkrieg. (Quelle:https://www.ronald-friedmann.de/ausgewaehlte-artikel/2012/wer-hindenburg-waehlt/)

Mit der damaligen Zeit und den Lehren daraus, beschäftige ich mich seit Jahrzehnten. Habe seit meiner Jugend viel mit Menschen gesprochen, die unermessliches Leid in der Nazizeit erfahren haben und die nun zumeist alle verstorben sind. Ich dachte, das ist nicht mehr wiederholbar und muss nun erleben, dass ein Sammelbecken für Faschisten im Bundestag sitzt, die uns erneut angebliche Harmlosigkeit vorgaukeln. Sie wollen uns doch hoffentlich nicht raten, als „Internationalistische Liste/MLPD“ irgendwelche AFD-Praktiken nachzumachen? Es wäre sinnlos, wir sind ausdrücklichsten Gegner der AfD und verkörpern das glatte Gegenteil der AfD-Politik.

„Protest ist links!“, heißt es nicht nur auf unseren Plakaten, dies ist mir eine innerste Herzenssache!

Mit antifaschistischen Grüßen
Hubert Bauer