Sehr geehrter Herr Schwarz,

Ihre "einfachen" Fragen sind leider nicht einfach. Genau gesagt sind sie nicht zu beantworten. Für die gegenwärtige Finanzkrise gibt es keine einzeln und konkret zu brennenden und haftbar zu machenden juristischen Personen und/oder Organisationen (z.B. Banken, Ratingagenturen, Parteien, Politiker). Vielmehr ist die weltweite Finanzkrise im Zusammenwirken vieler Faktoren, sprich dem Handeln unzählig vieler Akteure entstanden. Auch bei einer Lawine lässt sich nicht feststellen, welches Schneekristall diese letztendlich ausgelöst hat. Ohne Frage hat es auch vor dieser Krise immer mahnende Stimmen gegeben, die (zu Recht) mehr Regulation und Transparenz auf den globalen Finanzmärkten gefordert haben. Dafür hat sich auch Finanzminister Steinbrück in der EU und global immer eingesetzt. Insbesondere die angelsächsischen Länder mit sehr deregulierten Finanzplätzen, waren hier nicht geneigt stärker zu regulieren/kontrollieren. Dies lag wohl daran, dass diese in den letzten Jahren besonders stark vom Boom der Finanzmärkte profitiert (z.B. London) haben.

Auslöser der Finanzkrise war die Kreditvergabepraxis in den USA (besonders für Immobilien) und die unzureichende Finanzmarktkontrolle/Transparenz bei der Verbriefung von Kreditverbindlichkeiten. Die Risiken, der nicht notwendigerweise negativen Verbriefung von Kreditschulden (die Verteilung von Schuldenrisiken kann durchaus sinnvoll sein), wurden durch zunehmend komplizierter werdende Finanzmarktprodukte immer schwerer durchschaubar. Viele Banken haben auch gezielt diese Risikoanlagen mit entsprechend hohen Renditen angeboten; institutionelle und private Anleger haben diese risikobehafteten Produkte erworben, um schnelle und hohe Renditen am Kapitalmarkt zu machen. Insofern sind neben den Anbietern (Banken, Fonds) auch Konsumenten, sprich letztendlich sogar "normale Bürger" Teilmenge des weltumspannden Verursacherkreises der Finanzkrise.

Mit freundlichen Grüßen

Ingrid Arndt-Brauer