Frage an Jessica Tatti von Simon M. bezüglich Öffentliche Finanzen, Steuern und Abgaben
Sehr geehrter Frau Tatti,
da ich persönlich nicht von einer Vermögenssteuer überzeugt bin, habe ich mich gefragt ob es nicht sinnvoll wäre die Mehrwertsteuer progressiv zu gestallten um quasi das selbe zu erreichen (Reiche stärker zu besteuern). Zum Beispiel indem man den Mehrwertsteuersatz ab 500 € auf 20% und ab 2000 auf 21% setzt. Natürlich könnte man im gleichen Zug auch im unteren Bereich den Steuersatz senken.
In wie fern halten Sie dies für sinnvoll und umsetzbar? Gibt es aktuell Vorschläge und Ideen Seitens der Linken die in die gleiche Richtung gehen?
Beste Grüße
Simon Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Die Vermögensungleichheit ist in Deutschland extrem hoch - auch im internationalen Vergleich. Reiche Menschen können auf ihr Vermögen hohe Renditen erzielen, sodass ihr Vermögen weiter anwächst, Reiche werden also noch reicher.
Ihr Vorschlag, die Mehrwertsteuer progressiv zu gestalten, indem man einen höheren Steuersatz für teure Güter erhebt, würde diese Ungleichheit nicht gezielt angehen, sondern würde sogar Leute mit kleinen Einkommen stärker belasten. Denn auch die Kassiererin, die Pflegekraft und der Busfahrer brauchen manche teure Güter wie eine Waschmaschine, einen Computer oder ein Auto und wären dann von der höheren Mehrwertsteuer betroffen.
Die Vermögenssteuer ist daher die Steuer, die für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen und gezielt Superreiche gerechter belasten könnte. Die Mehrwertsteuer ist (auch wenn sie progressiv ausgestaltet würde) dafür ungeeignet, denn sie bezieht sich auf ein Produkt oder eine Dienstleistung, egal wie viel Einkommen oder Vermögen die Käuferin oder der Käufer hat. Sie kann daher nicht gerecht ausgestaltet sein, da sie immer Menschen mit kleinen Einkommen stärker trifft als Menschen mit großen Einkommen.
Mit besten Grüßen,
Jessica Tatti
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