Frage an Jörg Rupp bezüglich Bildung und Erziehung

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Jörg Rupp
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Frage von Mona L. •

Frage an Jörg Rupp von Mona L. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Rupp,

was genau verstehen Sie unter dem Ziel "gemeinsames Lernen bis Klasse 9"? Die Grundschule quasi von 4 auf 9 Jahre verlängern und erst danach in weiterbildende Schulen aufteilen? Wie soll das funktionieren? Ich meine, wir haben unser jetziges System, also nach der 4. Klasse trennen, ja nicht ohne Grund irgendwann einmal eingeführt oder? Gehen Sie davon aus, dass durch den neuen Weg mehr Schüler die Möglichkeit auf einen höheren Bildungsabschluss haben?

Und was hat es mit der breiten öffentlichen Debatte über Computer- und Killerspiele auf sich? Vielen deutschen Bürgern wird klar sein, dass das eigentliche Problem nicht in ein paar popeligen Spielen liegt, sondern schon in dem Grund, weshalb Kinder in diese virtuelle Welt flüchten, bzw. was sie aus der realen Welt heraustreibt. Mir scheint, die Einzigen, die das noch nicht so sehen, sind Politiker... Was genau haben Sie da also vor, wenn Sie sagen, dass ein reines Verbot Quatsch wäre?

Mit freundlichen Grüßen

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DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Linder,

gemeinsames Lernen bis Klasse 9 (oder 10):
Kinder sollen nicht schon in der Grundschule unter einen solchen Leistungsdruck gesetzt werden, nur damit sie in der 4. Klasse selektiert - und gedemütigt werden. Gemeinsamer Unterricht bis zur 9. (oder 10. Klasse) bedeutet auch, dass mehr Raum bleibt für individuelle Förderung. Studien an Modellschulen und aus dem Ausland zeigen, dass alle SchülerInnen von einem solchen längeren gemeinsamen Lernen profitieren - und das Vorurteil, die Schwächeren würden die Stärkeren "nach unten" ziehen, tatsächlich auch ein Vorurteil ist, das keiner ernthaften Untersuchung stand hält. GEW und Grundschulverband, die Waldorfschulen, der Landesjugendring, der Landesfamilienrat, der DGB und das Diakonische Werk Württemberg und neben und nach uns GRÜNEN auch die SPD sehen das so und ähnlich. Viele weitere Informationen finden Sie unter http://www.in-einer-schule-gemeinsam-lernen-bw.de/ .

Computerspiele:
"Flüchten" denn diese Kinder tatsächlich? Ich glaube, nicht mehr oder nicht weniger als wir früher geflüchtet sind. Nur gehts halt heute woanders hin. Die Möglichkeiten sind andere als früher, die Effekte die selben. Früher saß einer tagelang im Keller, um mit Papmachée seine Eisenbahn zu gestalten, heute macht sein Kind das am PC - früher spielten wir Winnetou - heute halt am PC - online, vernetzt und mit Teamspeak (und andere Systeme) auch mit Kommunikation. Die Problematik liegt für mich vor allem tatsächlich in der Gewaltdarstellung bei den sogenannten "Killer"spielen , weswegen ich diese Spiele für mich persönlich ablehne (ich hab früher auch kein Risiko gespielt). Darüber hinaus fördert es militaristisches Denken bei den Jugendlichen - auch das lehne ich ab. Lösungsmöglichkeiten, die nur auf Gewalt beruhen, sind zwar eigentlich verboten - die von den Spielen anderen angebotenen Möglichkeiten spielt aber faktisch keiner. Darüber hinaus wissen wir alle, die wir schonmal vor irgendeinem Film das Taschentuch gezückt haben um die emotionalen Wirkungen von fiktiven Gegebenheiten. Aus diesen Grünen würde ich nun aber nicht ableiten wollen, sogenannte "Killer"spiele verbieten zu müssen. Ich finde, es gibt eine Reihe von Gefahren - nicht zuletzt Suchtgefahren -, die durch intensives Computerspielen entstehen können. Die Schwere der Gefahr liegt aber auch am/n der individuellen SpielerIn. Wenn ich also Verbote für Quatsch halte, dann möchte ich erreichen, dass man mit den SpielerInnen gemeinsame Lösungen und Informationen findet, der der Sorge gerecht wird.

LAN-Parties sollten dauerhaft von Informationsveranstaltungen begleitet werden. Dazu gehören Informationen zu den Gefahren, die Erinnerung daran, dass Spielehersteller auch Geld verdienen möchten und schon dafür sorgen, dass Online-Zeit, Spielzeit lange andauert. Ich anerkenne, dass mit dem Verband der ComputerspielerInnen auch ein Ansprechpartner da ist, dem klar geworden ist, dass diese Informationen und Debattenbereitschaft auch von den SpielerInnen kommen muss. Dass ich meine Kinder gern lieber draußen in der Natur als vor dem PC sähe, ist dabei sicherlich verständlich. Dass die das nicht immer so machen, für mich dabei aber klar. Ich halte dabei Verharmlosung - Vergleiche mit Schach oder ähnliches - ebenso für falsch wie eine einseitige Verteufelung.

Mit freundlichen Grüßen

Jörg Rupp