Frage an Johanna Voß bezüglich Innere Sicherheit

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Johanna Voß
DIE LINKE
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Frage von Malte W. •

Frage an Johanna Voß von Malte W. bezüglich Innere Sicherheit

Guten Tag,

Wie stehen sie, als Mitglied der Partei Die Linke, welche die Nachfolgepartei der Diktatorischen Partei SED ist, zu historischen Persönlichkeiten wie Joseph Stalin, Lenin, Walter Ulbricht und Mao?

Würden sie sich selber als Sozialistin bezeichnen? Ich persönlich bin der Meinung das der Sozialismus/Kommunismus zusammen mit dem Nationalsozialismus zu den schlimmsten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte gehört, wie stehen sie zu diesem Thema?

Mit freundlichen Grüßen
Malte Wenk

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Wenk,

ich danke Ihnen für die Gelegenheit so kurz vor der Wahl mit ein paar ganz gravierenden Vorurteilen aufräumen zu können.

Die DDR war eine verbrecherische Diktatur, die ähnlich wie der Kommunismus in der UdSSR mit hohen Idealen gestartet war aber durch die Verlockung von Macht und damit den typisch menschlichen Schwächen gescheitert ist. Es war eine Diktatur, die den Sozialismus vor sich her getragen hat. Genauso, wie andere Diktaturen auf der Welt andere Ideologien als Aushängeschild hatten und haben. Ich erinnere nur an das chinesische Regime, das sich kommunistisch nennt aber in Wirklichkeit eines der schlimmsten Ausbeutungsregime seit dem Manchester-Kapitalismus in England darstellt. Sobald die Macht des Staates in wenigen Händen liegt und nicht mehr in der des gesamten Volkes, entwickelt sich über kurz oder lang so ein System der Unterdrückung und Unfreiheit. Die LINKE hat inzwischen - im Gegensatz zu den anderen Ost-Parteien wie SPD, CDU und FDP - eine umfangreiche Aufarbeitung der eigenen Geschichte vorgenommen. Einiges dazu finden Sie unter die-linke.de. Darüber hinaus hat die LINKE ihre Wurzeln auch in der vor allem in Westdeutschland entstandenen WASG, enttäuschten SPD-Mitgliedern, ehemaligen GRÜNEN und vielen Menschen, die erst durch die LINKE politisch aktiv geworden sind, so wie ich.

Dazu meine Beweggründe Mitglied der LINKEN zu sein: Ich wäre ja beinahe eine Grüne geworden. So wie die mal angefangen haben, idealistisch und sozial und ganz felsenfest Anti-Atom. Und wenn ich mir die Grünen nun heute angucke, habe ich das Gefühl, dass von den hohen Idealen der Anfangszeit nichts mehr übrig geblieben ist. Das liegt nicht alleine an den Wahllügen im Bezug auf das Kohlekraftwerk in Moorburg oder bei den Studiengebühren in Hamburg. Es liegt auch daran, dass die Grünen inzwischen in einem geschlossenen Politik-Kreislauf leben ähnlich der SPD: Es werden die belohnt, die möglichst stromlinienförmig die von oben vorgegebene Politik vertreten. Effekt: Im Bundestag sitzen keine Politiker mit eigenen Meinungen mehr sondern Politik-Karrieristen, die ihr Fähnchen nach dem Winde schwenken und Inhalte allerhöchstens als Deckmäntelchen verwenden aber nicht, weil sie wirklich dahinter stehen. Und nicht nur in Hamburg, ich kenne mehr als einen grünen Kandidaten, der nur zu gern mit der CDU koalieren will, gerade auf Bundesebene.

2.
Die LINKE ist für mich die Partei, die meine politischen Überzeugungen am besten widerspiegelt. Sowohl die Umwelt- als auch Sozialpolitik und der konsequente Einsatz für den Frieden, Abrüstung und die Schwächeren in der Gesellschaft sind aus meiner Sicht in der LINKEN besser aufgehoben als in den anderen Parteien. Die SPD ist für mich wegen ihren politischen Nicht-Ansichten (bzw. Ansichten, die sich alle paar Tage ändern) und ihrer verkrusteten Struktur keine Alternative. Sie macht keine inhaltliche Politik mehr. Dies gipfelt auf der Bundesebene in einem Wahlprogramm, das nicht zum eigenen Kanzlerkandidaten passt. Wer wird denn ernsthaft glauben wollen, dass Frank-Walter Steinmeier Korrekturen an Hartz 4 und Mindestlöhnen in einer Regierung voran treiben will, während er selbst doch damals als Schröders Kanzleramtsminister die Agenda 2010 mit voran getrieben hat? Dass die CDU für mich keine politische Alternative ist, dürfte Angesichts meiner politischen Ansichten auch klar sein. Genauso steht es mit der FDP, die eher eine Interessenvertretung des Geldadels als der Bevölkerung darstellt.

Ob ich eine Sozialistin bin, wollen Sie auch wissen. Und Sie setzen das gleich mit Nationalsozialismus. Für mich ein Unding, menschenfreundlichen Idealismus mit blutiger Diktatur gleichsetzen zu wollen. Das ist so, wie seit langem schon in den USA versucht wird, eine gesetzliche Krankenversicherung zu verhindern mit dem Slogan: Wollt ihr für alle eine Versicherung? Das ist doch Sozialimus. Ihr verratet die amerikanische Freiheit, für die eure Väter gekämpft haben.

Das das die gewaltige Meinungsmache der Profiteure des jetzigen Systems dahinter stecken, die die Kontrolle über die Medien haben, das können Sie doch in diesem Fall leicht durchschauen.

Es ist keineswegs „Sozialismus“ wenn es eine gute Krankenversicherung für alle gibt, noch besser, wenn alle, auch Politiker und Vermögende in die Kasse einzahlen.

Und es ist nur gut, wenn es eine Rentenversicherung gibt, die jedem und jeder ein armutsfreies Alter garantiert. Auch da sollen alle einzahlen.

Und auch ein anständiger Mindestlohn, wie ihn DIE LINKE fordert, bringt doch höchstens dringend erforderliche Kaufkraft zurück und Würde, weil es nämlich im Grundgesetz steht, dass jeder von seiner Arbeit leben können soll.

Aber genau diese Systeme werden kaputtgemacht. Bei der FDP heißt das dann: „mehr Netto vom Brutto“. Nix mehr einzahlen in die Sozialversicherungen. Soll doch jeder selber sehen.

Und noch besser, wenn sich jeder privat versichert, dann haben die großen Versicherungsgesellschaften am meisten davon. Das genau wollen wir nicht. Und deshalb arbeitet die bürgerliche Presse hier allzu oft auch gegen die LINKE und macht, das die Leute, die sich genau die Verhältnisse wünschen, die unser Wahlprogramm aufzeigt, gar nicht die Inhalte und Positionen kennen lernen und sich statt dessen von den LINKEN abwenden..

Vorbilder für mich sind Rosa Luxemburg und Dorothee Sölle.

Mit freundlichem Gruß

Johanna Voß