Frage an Kerstin Kassner bezüglich Umwelt

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Kerstin Kassner
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Frage von Gisela D. •

Frage an Kerstin Kassner von Gisela D. bezüglich Umwelt

Hallo Frau Kassner,

Ich vermisse bei Ihren Aussagen die Themen Umwelt -, Natur- und Tierschutz. Was konkret wollen Sie in diesen Bereichen tun und wie wollen Sie Rügen vor dem weiteren Raubbau an der Natur und Profitgier schützen?

Mit freundlichen Grüßen
Gisela Deraix

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DIE LINKE

Hallo Frau Deraix,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage über Abgeordnetenwatch an mich als Direktkandidatin im Wahlkreis 15.

Ein Blick aus dem Fenster zeigt es deutlich, wir leben in einer wunderbaren Umgebung und sind reich beschenkt von der Natur. Aber wenn man sich nur wenige Kilometer über die Insel bewegt - und die Augen offen hält, sieht man auch Dinge, die einen mit Sorge erfüllen. Da ist das weiter stark anhaltende Baugeschehen zu nennen, Tendenzen zu Monokulturen auf den Feldern, Alleebäume in traurigem Zustand...

Man kann die Interessenkonflikte an vielen Stellen einfach nicht übersehen und schon gar nicht einfach lösen. Was wir auf unserer Insel brauchen ist eine viel stärkere gemeinsame Diskussion über wichtige Zukunftsfragen, wozu ich die von Ihnen angesprochenen Themen unbedingt zähle. Nach dem Verlust der Selbstständigkeit fehlt uns dazu grundsätzlich ein Gremium oder eine Plattform, die man dazu nutzen kann. Deshalb habe ich mir vorgenommen, übrigens unabhängig vom Wahlergebnis für mich, eine Art Runder Tisch gemeinsam mit anderen ins Leben zu rufen. Da soll nicht nur geredet werden, sondern es sollen für ganz konkret angesprochenen Themen Lösungsvorschläge erarbeitet werden, deren Umsetzung auch begleitet wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Diskussion über den Bau weiterer Gästebetten genauso dazu gehört, wie die vielen Probleme im Bereich Verkehr. Sie haben bestimmt wie ich auch sehr aufmerksam verfolgt, dass es gerade in Bezug auf die touristische Entwicklung an immer mehr Orten der Insel kritische Wortmeldungen gibt. Daran kann man sicher anknüpfen und eine Diskussion anstoßen, die die gesamte Insel erfasst. Ich wünsche mir, dass wir nicht nur Fortschritte machen beim Ausbau und der Beschilderung der Rad- und Wanderwege sondern auch beim öffentlichen Personennahverkehr.

Mit unserem Nationalparken und dem Biosphärereservat sind wir gut aufgestellt, dürfen aber über alle Freude an den Gästen nicht vergessen, dass wir das Verständnis und die Unterstützung der Einheimischen unbedingt brauchen. Dazu ist ein intensives Gespräch miteinander unbedingt notwendig. Angebote und Veranstaltungen speziell für Anwohner sind wichtig für die Akzeptanz und Weiterentwicklung.

Ich bin sehr froh, dass wir ganz aktive Mitstreiter auf der Insel Rügen haben, wie z.B. den Nabu, die sich mit vielen Projekten und Aktionen in Sachen Umwelt-, Natur- und Tierschutz engagieren. Das kann man nicht hoch genug bewerten, zumal hier das ehrenamtliche Engagement eine große Rolle spielt. Ich setze darauf, dass insbesondere Angebote für Kinder und Jugendliche - gern auch noch mehr - dafür sorgen, dass die „Lütten“ auf der Insel schon lernen, sorgsam mit der Umwelt umzugehen. Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass es eine große Nachfrage gibt nach Naturerlebnistouren über unsere schöne Insel auch jenseits der Tourismushochburgen. Hier sehe ich ein großes Potential nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht sondern gerade auch was die Umweltbildung betrifft.

Wenn man auf einer Insel lebt, wie wir, ist man zwangsläufig Naturereignissen wie Küstenabbrüchen und Hochwasser stärker ausgesetzt als vielleicht andere Orte. Da reicht es nicht, aktiv zu werden, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, mehr für den Klimaschutz zu tun und vorbeugend tätig zu sein, wie z.B. durch strikte Vermeidung des Bebauens der Küstenstreifen oder in gefährdeten Hanglagen. Als Bioenergieregion haben wir mit Anstrengungen für mehr Energieunabhängigkeit und Energieeinsparung begonnen. Hier gibt es sicher noch große Reserven in der öffentlichen Wirksamkeit, um die Ergebnisse mehr in die Breite zu bringen.

Auf Rügen sind wir zum Glück von Großviehanlagen bisher verschont geblieben. Ich unterstütze seit vielen Jahren regionale Kreisläufe und werde dies auch weiter tun. Dazu gehört zum Beispiel für mich der Rügenprodukte Verein e.V., der sich hier sehr engagiert und auch die Regionale Esskultur mit befördert.

Mit dem Ausweisen von Schutzgebieten, wie zuletzt mit den FFH-Gebieten ist es nicht getan. An vielen Stellen fehlen bisher die entsprechenden Managementpläne. Dazu ist die entsprechende Aktivität der Fachbehörden unverzichtbar, die sich letztendlich auch um die Umsetzung kümmern müssen. Es darf nicht so sein, dass Aufgaben z.B. durch Personal- oder Finanzknappheit nicht oder nur zögerlich umgesetzt werden.

Insgesamt sehe ich es so, dass in der Marktwirtschaft, wie wir sie im Moment erleben, der Markt ganz vorne ansteht und versucht, sich alle anderen Interessen unterzuordnen. Die Ergebnisse erleiden Umwelt und Natur und letztendlich wir mit ihnen gemeinsam z.B. in Form der Klimaveränderungen. Dies umzukehren, kann nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung von vielen Menschen gelingen. Da bin ich gern dabei mit meinen Erfahrungen und Möglichkeiten. Und ich bin sicher, dass jeder kleine Schritt zählt und uns ermutigt.

Es gibt viel zu tun und das geht nur gemeinsam. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich auch weiter aktiv in Sachen Umwelt-, Natur- und Tierschutz einbringen.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Kassner