Sehr geehrt Frau Kappert-Gonther, wenn Sie die neuesten Zahlen des "Office for National Statistics" UK zur Kenntnis nehmen, wie werden Sie dann über eine Impflicht abstimmen? Wie begründen Sie es?

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Kirsten Kappert-Gonther
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Thomas W. •

Sehr geehrt Frau Kappert-Gonther, wenn Sie die neuesten Zahlen des "Office for National Statistics" UK zur Kenntnis nehmen, wie werden Sie dann über eine Impflicht abstimmen? Wie begründen Sie es?

https://www.ons.gov.uk/peoplepopulationandcommunity/healthandsocialcare/conditionsanddiseases/articles/coronaviruscovid19latestinsights/antibodies#antibodiesinschool
„Das Vorhandensein von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 deutet darauf hin, dass eine Person zuvor mit COVID-19 infiziert oder geimpft worden ist. In der Woche ab dem 28. Februar 2022 beträgt der Prozentsatz der Erwachsenen, die schätzungsweise Antikörper im Bereich von 179 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) aufweisen, 99,0 % in England, 98,9 % in Wales, 98,8 % in Nordirland, 99,0 % in Schottland". Großbritannien hat übrigens mit 72,43 Prozent eine niedrigere „Impfquote“ als Deutschland mit 75,25 Prozent und mit 56,85 Prozent auch eine niedrigere „Boosterquote“ als Deutschland mit 58,04 Prozent."
MfG T. W.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr W.,

der Gesetzentwurf für eine Impfpflicht wurde im Bundestag mehrheitlich abgelehnt. Ich habe für den zusammengeführten Gesetzentwurf für eine Impfpflicht gestimmt. Ich hätte eine allgemeine Impfpflicht ab 18 für den zielführendsten Weg gehalten, um einer erneuten schweren Welle im Herbst und Winter zuvorzukommen.

Es ist nicht nur individuell klug, sich gegen Covid impfen zu lassen, es ist auch ein notwendiger Akt der Solidarität, um vulnerable Gruppen zu schützen. Es geht jetzt darum, noch mehr Menschen von der Impfung zu überzeugen und auch die Impfkampagne voranzubringen, um perspektivisch möglichst viele schwere Verläufe einer Covid-Erkrankung und damit einhergehende Hospitalisierungen zu verhindern. Ziel ist auch, unser Gesundheitssystem dauerhaft zu entlasten und die kritische Infrastruktur aufrechtzuerhalten.

Derzeit sind 41 % der Bevölkerung in Deutschland noch nicht vollständig geschützt. In der Altersgruppe der Menschen über 60 Jahre sind 20,8 % nicht „geboostert“ – sie haben also ihre dritte Impfung noch nicht bekommen. 11,2 % dieser Altersgruppe sind sogar ohne den zweifachen Basis-Impfschutz. Vollständiger Impfschutz schützt am besten und die Schließung der Impflücke ist unser Ausweg aus der Pandemie. Aktuell gehen wir davon aus, dass die Pandemie bei entsprechend hoher Impfquote endemisch wird. Dafür wollen wir die Voraussetzungen schaffen.

Das Vorhandensein von Antikörpern allein ist nicht gleichzusetzen mit einem Schutz vor Infektion und Erkrankung. Gerade weil die Omikron-Variante häufig mit einem milderen Verlauf verbunden ist, sind Reinfektionen keine Seltenheit, denn die Antikörper reichen vielfach für eine starke Immunantwort nicht aus. Mit einem vollständigen Impfschutz kann für die meisten Menschen eine sehr gute Immunantwort erreicht werden. Mit einer hohen Impfquote kann zudem dem Entstehen neuer Varianten vorgebeugt werden.

Ich bedauere, dass es im Bundestag keine Mehrheit für eine Impfpflicht gab. Je schneller wir die Impflücken schließen, umso weniger Wirte findet das Virus, um sich weiter auszubreiten. So wird unser Gesundheitssystem vor Überlastung geschützt und das Risiko von Long-Covid-Verläufen wird reduziert. Seien Sie versichert, dass meine Kolleg*innen und ich uns weiter dafür einsetzen werden, diese Pandemie zu überwinden.

Mit freundlichen Grüßen

Kirsten Kappert-Gonther

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