Wird Cannabispatienten die eine ordnungsgemäße Haftstrafe verbüßen sollen die Therapie mit Cannabispräparaten verweigert da in JVAs dies nicht üblich ist und deren Abstinenzüberprüfungen nicht gehen?

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Frage von Jochen T. •

Wird Cannabispatienten die eine ordnungsgemäße Haftstrafe verbüßen sollen die Therapie mit Cannabispräparaten verweigert da in JVAs dies nicht üblich ist und deren Abstinenzüberprüfungen nicht gehen?

Mir ist ein Fall zugetragen worden in dem ein langjähriger Patient als letzte Therapieoption Hanf nehmen muss um überhaupt Haftfähig zu sein, ohne Hanf müsste er nach Krankheitsverschlechterung ziemlich sicher ins Krankenhaus.
Darf dieser nun in der JVA sein Medikament einnehmen oder nicht, gibt es gesetzliche Härtefallregelungen im Cannabis als Medizingesetz bezüglich der Haftanstalten/Forensik?
Würde er es nicht einnehmen dürfen, käme es sonst einer Staatlichen Körperverletzung gleich, da Hanf ohnehin nur als Letztes Mittel verordnungsfähig ist(Off Label Use)

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr. T.,

mit dem Cannabis-als-Medizin-Gesetz (Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften) von 2017 können Patient*innen nach ärztlicher Verschreibung eine Cannabistherapie erhalten. Die Kosten werden durch die Krankenversicherung übernommen, wenn diese den Antrag genehmigt. Das gilt auch für Menschen in Haft.

Das Gesetz war ein Meilenstein, doch in der Praxis hat sich herausgestellt, dass hohe Hürden für Patient*innen, die auf Cannabis als Medizin angewiesen sind, bestehen. Deswegen setze ich mich für eine Reform, bspw. was den Genehmigungsvorbehalt betrifft, ein. Erfahrungsgemäß sind bestehende Hürden für Menschen in Haft oft noch höher, beispielsweise für Opioidabhängige, die eine ununterbrochene Substitutionstherapie oder eine Originalstoffvergabe mit Diamorphin benötigen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es auch bei der Therapie mit Cannabis Vorbehalte gibt, von denen Menschen in Haft betroffen sind. Deswegen ist wichtig, die Stigmatisierung von Patient*innen, die Cannabis als Medizin erhalten, weiter abzubauen, Personal zu schulen und weitere Schritte in Richtung Regelversorgung zu gehen.

Mit freundlichen Grüßen

Kirsten Kappert-Gonther

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