Frage an Klaus Buchner bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Klaus Buchner
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Frage von Amano W. •

Frage an Klaus Buchner von Amano W. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Hallo Hr. Buchner,
in Ermangelung einer zutreffenderen Kopfzeile im drop-down menu habe ich diese gewählt - sie war die nächstähnliche.
Hier nun meineFrage an Sie:
Sind Sie als Naturwissenschaftler unter anderem bereit, gegen irrationale Ideologiien, die Religionen, und deren atavistische Auswüchse auf die globale Kultur vorzugehen ?
Der "Liebe GOtt "( sowie die Sieben Geislein) haben seit Jahrtausenden die Wissenschaften behindert und dies hält bis heute, siehe "Stammzellen-Ethik", leider an.
Mit Gutem Gruss
Ihr
Amano Wudd

MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Wudd,

leider kann ich Ihnen nicht zustimmen, dass die Religionen "seit Jahrtausenden die Wissenschaften behindert" haben. Im Gegenteil: Zuerst kam im frühen Mittelalter durch den Islam eine Blüte der Mathematik und anderer Naturwissenschaften. Kurze Zeit darauf wurden diese Ideen, die vor allem auch aus antiken Quellen schöpften, in den christlichen Klöstern weiterentwickelt. Nicht nur in der Philosophie, sondern gerade auch in den Naturwissenschaften, kam es durch diese religiösen Gruppen zu wesentlichen Fortschritten. Sie erwähnen die "Stammzellen-Ethik". War es nicht ein Mönch, der den Anstoß zur gesamten modernen Vererbungslehre gegeben hat, auf der ja auch unsere Gentechnik beruht?

Den Grund dafür kann man leicht einsehen: Die theologischen und die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse umfassen zwei Gebiete, die nichts gemein haben. Von der Existenz des Menschen aus gesehen ergänzen sie sich. Deshalb war etwa die Verurteilung von Gallilei auch theologisch gesehen nicht zu entschuldigen.

Lediglich in moralischen Fragen kann es zu Konflikten zwischen reinem naturwissenschaftlichem Zweckdenken und Gewissensentscheidungen kommen. Sie sprechen die Stammzellen-Ethik an. Hier ist die Frage zu stellen, wann das menschliche Leben beginnt. Dazu gibt es auch wissenschaftlich gesehen sehr unterschiedliche Antworten. Trotzdem will ich festhalten, dass man die Ethik aus der Naturwissenschaft nicht verdrängen darf. Ich brauche hier nicht auf die Forschungen zum Bau der Atombombe oder die traurigen Exzesse von KZ-Ärzten eingehen. Aber das sind Gewissensfragen, die eigentlich jeder moralisch denkende Mensch unabhängig von seiner religiösen Einstellung ähnlich beantworten sollte.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Buchner