Frage an Klaus Buchner bezüglich Arbeit und Beschäftigung

MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Klaus Buchner
ÖDP
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Frage von Andreas G. •

Frage an Klaus Buchner von Andreas G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Prof. Dr. Buchner,

mich würde die Stellung der ÖDP zur Leiharbeit intressieren.

In Deutschland ist heute die Situation, dass man als Arbeiter oder Angestellter aber auch immer mehr in akademischen Berufen eine Neuanstellung nur noch über sogenannte Leiharbeitsfirmen findet. Diese Firmen zahlen einen Fabrikarbeiter oft so um die 7€, also viel zu wenig um heute in Deutschland anständig zu leben oder gar eine Familie zu ernähren. Würde der Abreiter aber das bekommen was die Fabrik den der Leiharbeitsfirma bezahlt, würde die Sache schon ganz anders aussehen.

Der Arbeitgeber entscheidet sich allerdings oft für diesen Weg da er dadurch von den in Deutschland sehr hohen Sozialdiensten wie Kündigungsschutz, Mutterschutz, Krankengeld usw. befreit wird. Deshalb meine fragen:

Finden Sie/die ÖDP die Sozialleistungen der Arbeitgeber in Deutschland für eine globalisierte Welt noch haltbar?

Wäre es nicht sinnvoll die Leiharbeit generell zu verbieten?

Warum erpresst ein demokratischer Staat seine Bürger durch die Bundesagentur für Arbeit, bei Leiharbeitsfirmen zu arbeiten?

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Gritschke

MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Gritschke,

die Situation ist noch schlimmer als Sie es beschreiben. Eine meiner Töchter arbeitete in einer Leiharbeitsfirma für 3 Euro die Stunde, weil ihr danach eine feste Anstellung versprochen wurde. Einen Tag vor dem vereinbarten Termin für die feste Anstellung wurde ihr - wie auch allen Anderen - gekündigt. Wussten Sie, dass die Bundesbahn eine Zeitarbeitsfirma unterhält, in der sie einen großen Teil ihrer Lokführer beschäftigt?

Zu Ihren Fragen:
Unsere Sozialleistungen sind auch in einer globalisierten Welt möglich, wenn die Verteilung der Einkommen und der Steuerlasten geändert wird. In den letzten Jahrzehnten stieg das BIP erheblich. Es gibt also noch genug Geld zu verteilen. Aber davon bekommen den weitaus größten Teil die Einkommen aus Kapitalbesitz und aus dem Management. Die Arbeitnehmer mit mittleren und kleineren Einkommen können kaum davon profitieren. Es ist nicht einzusehen, warum in dieser Situation nicht genügend Geld für unsere bisherigen Sozialleistungen vorhanden sein soll.

Die Leiharbeit zu verbieten wäre meiner Meinung nach nicht der beste Weg, die Missstände abzustellen. Denn Leiharbeit kann durchaus sinnvoll sein, wenn z.B. eine Firma einen einmaligen Großauftrag bekommt. Besser wäre es, schärfere Regeln für die Bezahlung, die maximale Einsatzdauer von Leiharbeit in einer Firma und eine bessere soziale Absicherung einzuführen. Die Leiharbeiter müssten mit den regulären Arbeitern gleichgestellt werden.

Unter diesen Umständen wäre auch nichts dagegen einzuwenden, wenn die Bundesagentur Menschen dazu zwingt, Leiharbeit zu leisten. Unter den derzeitigen Bedingungen ist das aber all zu oft unzumutbar.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Buchner