Frage an Klaus Buchner

MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Klaus Buchner
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Frage von Hanns-Dieter S. •

Frage an Klaus Buchner von Hanns-Dieter S.

In der letzten Zeit häufen sich Bedenken, durch starke Schwankungen in der Energieerzeugung durch Windkraftanlagen und Photovoltaik könne es zu gefährlichen Über- oder Unterproduktion und damit zu einer Gefährdung der Stromnetzstabilität kommen. Sehen Sie da auch Probleme? Wenn ja, wie kann man solche Probleme lösen?

MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Schlierf,

danke für Ihre Frage, die viele Menschen beschäftigt. Sie haben Recht, wenn man über etwa 25% des Stroms mit Windkraft und Sonnenenergie erzeugt, treten im Netz schwer beherrschbare Schwankungen auf - sofern man nichts dagegen unternimmt. Der einfachste Weg, der schon 2008 von einigen Betreibern eingeplant war, ist die bereits vorhandenen Gaskraftwerke zu nutzen, um die Stromerzeugung an den jeweiligen Bedarf anzupassen. Denn Gaskraftwerke lassen sich im Gegensatz zu Kohle- und Atomkraftwerken sehr schnell regeln, ohne unwirtschaftlich zu werden. Leider hat die Politik der Bundesregierung die Gaskraftwerke unrentabel gemacht, u.a. dadurch, dass sie an die Kohlekraftwerke extrem viele CO2-Zertifikate gegeben hat. - Auch Biogasanlagen lassen sich schnell regeln.

Meiner Meinung nach sollten wir mittelfristig einen anderen Weg gehen, auch um von Energie-Importen unabhängig zu werden: Wir haben in Deutschland viel zu viel Strom, der aber nicht immer genau dann erzeugt wird, wenn er gebraucht wird. Den Überschuss könnte man dazu verwenden, um mittels Elektrolyse Wasserstoff zu erzeugen. Das ist eine seit Jahrzehnten bekannte und erprobte Technologie. Diesen Wasserstoff kann man speichern und bei Bedarf wieder zu Strom machen. Anlagen dieser Art gibt es bereits vereinzelt. Ein Problem dabei ist, dass sich die Elektroden bei der Wasserstofferzeugung schnell verbrauchen, dass das Verfahren also teuer ist. Hier ist noch Forschungsarbeit nötig; sie müsste dringend durchgeführt werden.

Wegen der hohen Verluste bei der Langzeitspeicherung von Wasserstoff wäre es wirtschaftlicher, den Wasserstoff in unser Erdgasnetz einzuspeisen und bei Bedarf mit Gaskraftwerken Strom zu erzeugen, die an dieses Netz angeschlossen sind. Wird der Anteil von Wasserstoff im Netz zu groß, kann man ihn in Methan umwandeln. Der Speichervorrat des Erdgasnetzes ist so groß, dass man damit zwei Monate lang den Strom für ganz Deutschland erzeugen könnte.

Sie sehen also, technisch könnte man sehr schnell auf 100% Strom aus Erneuerbaren Energien umstellen. Die Kosten für die Forschung, um das Verfahren noch wirtschaftlicher zu machen, sind nicht höher als die ständigen Subventionen, die wir aus unseren Steuergeldern für Kohle- und Atomkraftwerke bezahlen. Die Bundesregierung müsste nur die Energiewende nicht ausbremsen und die nötigen Gesetze erlassen.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Buchner