Frage an Klaus Ernst bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Klaus Ernst
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Frage von Matthias R. •

Frage an Klaus Ernst von Matthias R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Hallo Herr Ernst,

vielleicht haben sie schon davon gehört, dass die kleine Stadt Gräfenberg in der Fränkischen Schweiz seit Jahren Opfer Rechter Umtriebe der JN und der sog. "Freien Kräfte" ist. Diese Organisationen qualen die Ortschaft jeden Monat mit einem Aufmarsch und zuletzt haben sie dort ihren "Frankentag" abgehalten. Diese Organisationen versuchen auch mit Nachdruck dort Land und Gebäude zu erwerben, was bis jetzt zum Glück NOCH verhindert werden konnte.

Einige Quellen:
http://www.spiegel.de/international/germany/0,1518,514610,00.html
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1346789
http://www.sonntagsblitz.de/artikel.asp?art=829230&kat=237&man=3

Ich möchte darauf hinweisen, das die Gräfenberger Bevölkerung keineswegs rechts (Bürgerinitative: Gräfenberg ist Bunt: http://www.graefenberg-ist-bunt.de/index.htm) eingstellt ist und das die Organisatoren dieser Umzüge "Auswärtige" aus Nürnberg, Erlangen und Fürth sind. Auch wird von der Rechten Szene in der Region massiv versucht auf die Jugend einzuwirken, leider teilweise mit Erfolg: so werden die Kneipen in der Ortschaft von "Freien Kräften" aus Erlangen vermehrt besucht, die durch "einen ausgeben" und "ausgeben von Billiardspielen ect." auf die Jugend einwirkt. (<-- Hierfür habe ich keine Quelle, sondern es handelt sich um ein selbst erlebtes Ereignis.)
Ich weiß, dass va. Jugendorganisationen der Linken bei den Gegenveranstaltungen anwesend sind.

Ich selbst bin zu Ausbildungszwecken gerade in Frankfurt a.M. fühle mich aber meiner Heimat in der ich aufgewachen bin nach wie vor verbunden und besuche diese (auch zu Gegendemonstrationen) seit Jahren regelmäßig.

Meine Frage: Wie kann neben einem NPD Verbot, welches dringend
erforderlich ist, noch gegen solche Umtriebe vorgegangen werden? Was kann man heute und jetzt gegen diese "Übernahmeversuche" vorgegangen werden? (Wie) Kann die Linke helfen?

mit freundlichen Grüßen,
Matthias Riedl

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Sehr geehrter Herr Riedl,

vielen Dank für Ihre Frage, die ich aufgrund meiner vielfältigen Aktivitäten in den letzten Monaten leider erst jetzt beantworten kann.

Neben einem NPD-Verbot, welches wir als LINKE. auch befürworten und unterstützen, sind meiner Meinung nach vor allem Zivilcourage und ein offensives Bürgerschaftliches Engagement gegen die extrem Rechte nötig. Jeder Bürger und jede Bürgerin können etwas gegen alltäglichen Rassismus und Diskriminierung tun und damit einen zu einem angstfreien Klima für alle Menschen leisten: im Betrieb beim Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen, in der Kneipe beim gemütlichen Bier oder auch auf der Straße. Je mehr Menschen sich für ein respektvolles Miteinander einsetzen und billige Stammtischparolen entlarven, desto schwerer wird es der Rechten fallen, Anknüpfungspunkte zu finden.

Solange jedoch die vermeintlich einfachen Antworten der extremen Rechten auf verunsicherte Personen treffen - die sich mit immer weiteren Sozialkürzungen der Bundesregierung abfinden müssen, die für sich und ihre Kinder wenig Perspektiven auf ein glückliches und erfülltes Leben sehen oder Angst um ihren bisher erreichten Lebensstandard haben - können diese dort auf fruchtbaren Boden fallen. DIE LINKE. nimmt die Ängste und Befürchtungen der Menschen ernst, wir sind die Ansprechpartnerin für die kleinen und großen Sorgen und setzen uns im Bundestag sowie in gesellschaftlichen Debatten gegen den Sozialabbau der großen Koalition ein. Vor Ort ist DIE LINKE. in verschiedenen Bündnissen gegen rechts aktiv, unterstützt engagierte junge Menschen und kann Bildungsangebote (z.B. Argumentationstrainings) vermitteln.

Auf der kommunalen Ebene ist es wichtig, dass die Angebote der Jugendhilfe und Jugendarbeit erhalten und ausgebaut werden. Dort wo Jugendklubs schließen und sich die Jugendfeuerwehr oder der Fußballverein zurückziehen, punkten die Rechten mit als "Lückenschließer". Leider war da der Freistaat Bayern lange Zeit kein gutes Vorbild.

Nach meiner Überzeugung ist der Kampf gegen Rassismus und Neofaschismus eine Aufgabe, die auf allen politischen Ebenen gemeinsam angegangen werden muss. Wir brauchen einen Konsens der Demokraten gegen die Rechtsextremen. DIE LINKE verweigert sich solchen Bündnissen an keiner Stelle.

Zum Abschluss möchte ich Sie ausdrücklich in Ihrem persönlichen Engagement gegen Rechts ermutigen. In der bayerischen LINKEN (www.die-linke-bayern.de) und ihrem Jugendverband (www.solid-bayern.de) werden Sie Gleichgesinnte finden.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Ernst MdB

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