Frage an Lars Zimmermann bezüglich Wirtschaft

Lars Zimmermann
CDU
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Frage von Lutz L. •

Frage an Lars Zimmermann von Lutz L. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Zimmermann,
Sie sind als Vorstand der Stiftung Neue Verantwortung und als Toptalent aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik intensiv mit Fragen des gesellschaftlichen Wandels beschäftigt.
Ist Ihr Wahlkampfmotto: "Bis hierher. Und weiter Zimmermann" eine zufriedene Rückschau auf den bisherigen gesellschaftlichen Wandel und das Versprechen eines Weiter So!?
Was stellt Sie zufrieden?
Die Arbeit der Manager, der Behörden, der Banker, der Politiker?
Oder die Leistungen der Arbeiter, Angestellten, Selbstständigen und Dienstleister für die Sicherstellung des Gesellschaftsbetriebs?
Sehen Sie die Entwicklung von Leistung, Verantwortung und Teilhabe als gelungen an?
Stehen Sie für neoliberale Ziele, wie sie die FDP mit "Freiheit, Markt, Mut" plakatiert oder stehen Sie für aufklärerische, bürgerrechtliche Ziele?
Werden Sie Politik und Staat zur Ehrlichkeit und zum Respekt gegenüber dem Bürger antreiben?

Wer stellt für Sie den Think Tank der Gesellschaft dar?
Mündige Bürger aller Bildungsabschlüsse oder bedarf es Titel, Position, Beziehungen und finanzieller Ressourcen?
Welche aktuellen, tiefgreifenden gesellschaftlichen Probleme wurden von Ihrem favorosierten Think Tank erkannt, thematisiert und dafür Lösungen angeboten? Z.B. zu NSA, NSU, Entdemokratisierung, Verletzung der Grundrechte, soziale Schieflage, Lohndumping, bezahlbare Mieten.
Oder auch zu wirschaftliche Fragen:
Wer erhält die Griechenland-Millarden und wofür? Etwa der griechische Arbeiter oder Rentner?
Wo sollte der Offshore-Windstrom hinfließen? 1000 km über neue Stromautobahnen ins süddeutsche Automobilwerk oder lokal in (neue) Industrieansiedlungen im entwicklungsbedürftigen Norden?
Ist für Sie globales Denken und lokales Wirtschaften oder eher globales Wirschaften und beschränktes Denken der richtige Weg?
Wie ordnen Sie in dieses Schema die bisher überwiegende Denk- und Arbeitsweise der politischen und wirtschaftlichen Eliten ein?
Bis hierher
Mit freundlichen Grüssen
Lutz Lippke

Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Lippke,

vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre - sehr vielen - Fragen. Ich kann leider erst heute antworten, da ich die Beantwortung der Fragen persönlich übernehme und ich aktuell einen vollen Wahlkampfkalender habe. Insofern bitte ich um Nachricht, dass es etwas länger gedauert hat.

Ich versuche, die meisten Fragen zu beantworten, sollten Sie Nachfragen haben, schreiben Sie mir doch einfach eine direkte Mail.

Ist mein Wahlkampf eine zufriedene Rückschau auf den gesellschaftlichen Wandel? Antwort: Nein. Wir beide wissen wohl, dass es eine ganze Reihe von Dingen gibt, mit denen unsere Gesellschaft nicht zufrieden sein kann: Bildungssystem, Chancengerechtigkeit, Neue Ordnung der Arbeit ... Es gibt unzählige Themen und Probleme, die wir werden bewältigen müssen. Für mich entscheidend ist die Haltung, mit der wir diese Themen angehen: Sind wir pessimistisch, zynisch sogar und begnügen wir uns mit gegenseitigen Schuldzuweisungen? Oder sind wir neugierig auf neue Lösungen, kooperativ im Ansatz und optimistisch in der Zielsetzung?

Ich habe mich für den zweiten Ansatz entschieden. Ich bin sehr wohl der Meinung, dass wir in unserer Gesellschaft eine ganze Menge geschafft haben. Seit Monaten bin ich in Pankow unterwegs, in unzähligen Gesprächen bei Bürgerinitiativen, Unternehmen, sozialen Einrichtungen usw. habe ich engagierte Menschen kennen gelernt, die alle für sich und in ihrem Feld etwas bewegen und auch weiter bewegen wollen. Die haben den politischen Klassenkampf und die Ideologie in der Auseinandersetzung satt und suchen konkrete Lösungen für konkrete Anliegen. Se alle waren oder sind bereit, auch neue Wege zu gehen - und das finde ich richtig und unterstützenswert.

Ich mache hier überhaupt keinen Unterschied hinsichtlich des Berufsstandes oder der Gehaltsklasse. Der Mensch und seine Absichten sind entscheidend. So hab ich es immer gehalten und werde das in der Politik nicht anders halten.

Ist unsere Gesellschaft hinsichtlich der Teilhabe am Ziel? Nein, noch nicht. Aber wir sind auf dem richtigen Weg. Ich sehe vor allem in meiner Partei eine große und wachsende Bereitschaft, weiter zu denken und diesen wichtigen Aspekt immer stärker zu berücksichtigen. Natürlich dauert das immer länger, als man gerne möchte, aber so ist es nun einmal. Ich arbeite gerne weiter daran mit.

Ich sehe tagtäglich unglaublich viel Verantwortung: in Kitas, Schulen, auf der Straße, Nachbarn, Hausgemeinschaften im Prenzlberg und und und .. Ich teile das Bild nicht, dass wir eine gleichgültige Gesellschaft sind. Es kann immer noch mehr sein, besser gehen, Aber das wird immer so sein und ist letztes Endes Antrieb, immer nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen.

Aufklärung und Bürgerrechte sind die Grundlagen einer offenen Gesellschaft, für die ich als Bürger, aber auch politisch steht. "Bildung ist Bürgerrecht" hat Ralf Dahrendorf mal geschrieben. Recht hatte er. Bildung ist der Nukleus der offenen Gesellschaft, Bürgerrechte ihr Garant. daran darf nicht gerüttelt werden. Ich plädiere daher auch öffentlich dafür, dass wir die öffentliche Debatte z.B. die Bedeutung neuer Technologien für Demokratie und Gesellschaft endlich führen müssen.

Zu den Projekten der Stiftung: Klicken Sie sich doch am besten einmal durch die Projekte durch, da werden Sie einiges finden: Vorschläge zur Reform der Parteien, die Auskunft der Lehrbildung, neue Ansätze der Weiterbildung oder die Rolle der Unternehmen für den sozialen Aufstieg von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie werden einiges finden. Da wir parteiübergreifend arbeiten werden Sie alle möglichen Denkansätze etc. finden. Ich schätze die inhaltliche Auseinandersetzung! Auch zur Energiewende werden Sie einiges finden.

Das ich zudem kein Freund des beschränkten Denkens bin, dürfte sich da von selbst verstehen. Weg mit den Schubaden, neue Fragen stellen, offen für neue Antworten sein. So habe ich stets gearbeitet und würde mich freuen, diesen Ansatz auch in die Politik einbringen zu können.

Uns allen täte dies gut, wie ich finde. Auch den aktuellen Eliten. Ich selbst bin kein Freund dieses Begriffes, halte ihn für missverständlich und viel zu kategorisierend. Nochmals: ich beurteile Leute nach Ihrer Haltung: wie offen ist jemand, wie neugierig, ist man bereit, seine eigene Komfortzone zu verlassen. Mit den gängigen Denk- und Handlungsmustern werden wir die großen Themen nicht lösen können.

Ich hoffe, dies reicht als erste Antwort aus - wie gesagt: Bei Nachfragen gerne eine direkte Mail!

Viele Grüße,
Lars Zimmermann