Frage an Lisa Gnadl von Michael B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Gnadl,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Sie behaupten darin, dass
".. jede fünfte Frau – dies zeigen die Statistiken zu Gewalt gegen
Frauen - ... Opfer von Gewalt wird .."
Klären Sie mich bitte auf? Die "Tabelle 92, Opfer-Tatverdächtigen-Beziehung - Straftaten insgesamt ab 2000" ( http://tinyurl.com/od5pkvg , S. 28) weist 162.062 männliche und 69.102 weibliche Opfer für das Jahr 2012 aus.
Wollen Sie uns wirklich glauben lassen, dass die 69.102 weibliche Opfer ein Fünftel aller Frauen in Deutschland darstellen? Hat uns der demografische Wandel schon so weit gebracht?
Sie können anhand der kurzen Analyse der FRA-Studie durch den Statistik-Spezialisten Prof. Dr. Thomas K. Bauer ( http://www.rwi-essen.de/unstatistik/29/ ) erkennen, dass gewaltige Ungereimtheiten im Zahlenmaterial bestehen.
Was gegen eine "frauenfeindliche" Gesellschaft spricht ist, dass nichts über die Gewalt gegen Männer zu hören ist! Obwohl allein im Referenzjahr 2012 mehr als doppelt so viel Männer wie Frauen betroffen waren (162.062 zu 69.102), sieht man sich nicht genötigt, entsprechende Studien durchzuführen.
Gemäß Ihrer Logik müsste jeder dritte Mann von Gewalt betroffen sein. Warum verschweigt die Politik die katastrophalen Ausmaße der Gewalt gegen die Männer?
Würden Sie die Durchführung von Studien über die geschlechtsspezifische Gewalt gegen Männer befürworten?
Mehreren Gewaltforschern ist aufgefallen (siehe unstatistik.de, weiter oben und auch hier http://mann-om-man.blogspot.de/2014/08/fra-studie-beweist-das-patriarchat.html ), dass die südlichen Länder wesentlich gewaltfreier leben als die nördlichen.
Könnten Sie Sich vorstellen, den Abbau der "Frauenfeindlichkeit" unserer Gesellschaft, durch einen erhöhten Zuzug aus den südlichen Ländern bei gleichzeitiger Einreisesperre für Männer aus z. B. Schweden oder Dänemark (hohe Gewalt laut FRA-Studie) zu erreichen?
Oder vielleicht durch die Rückkehr zur echten Belastung von 0,17%/Jahr?
MfG
Michael Baleanu
Sehr geehrter Herr Baleanu,
mir scheint, dass Sie absichtlich sowohl meine Aussagen als auch Statistiken falsch oder verkürzt wiedergeben.
Erstens ging es in meiner Rede vom November 2014 nicht allgemein um Straftaten, sondern um Opfer sexualisierter Gewalt. Wenn Sie die von Ihnen angeführte Polizeistatistik unter diesem Fokus betrachten, wird offensichtlich dass bei den sexuell motivierter Straftaten vor allem Frauen die Opfer solcher Übergriffe sind (etwa sind bei den polizeilich bekannt gewordenen Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen mehr als 95 Prozent der Opfer Frauen).
Zweitens habe ich nie behauptet, dass jährlich etwa ein Fünftel aller Frauen Opfer von sexuellen Übergriffen wird. Vielmehr wird etwa ein Fünftel aller Frauen in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben Opfer solcher Übergriffe. Daher können Sie nicht einfach die Opferzahlen aus der Polizeistatistik eines Jahres in Relation zur Gesamtbevölkerung setzen. Zudem sind in der Polizeistatistik naturgemäß nur die polizeilich bekannt gewordenen Übergriffe aufgeführt. Gerade im Bereich der sexualisierten Gewalt muss man jedoch von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, weil Opfer Übergriffe nicht anzeigen, sei es aus Scham und/oder weil sich die Übergriffe innerhalb der Familie ereignet haben.
Drittens sind Studien, die sich mit solch sensiblen Themen und Übergriffen in Dunkelfeldern befassen, immer mit gewissen Unsicherheiten behaftet. Darauf weisen etwa die Verfasserinnen und Verfasser der FRA-Studie im Auftrag der Europäischen Kommission hin. Die Zahlen für Deutschland decken sich jedoch weitgehend mit früheren Studien im nationalen Rahmen (vgl. z.B. http://www.tagesspiegel.de/politik/sexuelle-gewalt-jede-fuenfte-frau-ist-betroffen-laut-studie-sind-geschaedigte-in-den-meisten-faellen-minderjaehrig/147700.html). Daher sehe ich diese Daten in ihren Grundaussagen als belastbar und die Realität wiedergebend an.
Lisa Gnadl