Lieber Herr B.,

in der Tat scheiden sich bei der Homöopathie die Geister. Rund um
Studienlage und Evidenz tobt ein Streit um die Deutungshoheit, der auch
uns Grüne erreicht hat. Diesen Streit können wir aber nicht politisch
lösen, denn er ist im Kern wissenschaftlich. Wenn man aber sieht, wie
viele Menschen nach eigener Aussage von homöopathischen Heilmethoden
profitieren und diese aktiv anwählen, dann hat das politisch ein Gewicht
- unabhängig davon, welcher Seite man im Deutungsstreit eher zuneigt.

Aus meiner Sicht kann es nicht Grüne Position werden, den gesetzlichen
Kassen zu verbieten, alternative Heilmethoden anzubieten. Gerade auch
vor dem Hintergrund der geringen Kostenanteile der Alternativmedizin im
Gesundheitswesen nicht. Der Fokus sollte darauf gerichtet sind, die
sprechende Medizin besser zu vergüten und die hohen Honorare für
Apparatemedizin zu drosseln. Denn wenn die Praxis der alternativen
Medizin etwas sehr deutlich aufzeigt, dann doch dass es sich lohnt, in
Zeit für individuelle Beratung und persönliche Zuwendung zu investieren.

Die Heilwirkung der Homöopathie ist bislang wissenschaftlich nicht
erklärlich. Das ist eine Wissenslücke, aber kein Beweis für die
Unwirksamkeit. Aus meiner Sicht lassen sich Erklärungsmodelle der
Psychoimmunologie nutzen. Viele Menschen fühlen sich bereits besser,
weil sie etwas aktiv tun können. Dies sind Mechanismen, die sich in
einem Heilungsprozess nutzen lassen und aus meiner Sicht auch genutzt
werden sollten. Denn wo Selbstheilung aktiviert werden kann, ist weniger
Medikamenteneinsatz mit unerwünschten Nebenwirkungen notwendig.
Tatsächlich ist es aber bei der homöopathischen Behandlung sehr wichtig,
die Grenzen gut zu kennen und insbesondere bei schwerwiegenden
Erkrankungen keine notwendige Behandlung zu verschleppen.

Viele Grüße
Lisa Kern