Wie ist es zu erklären, das in Südafrika die „7-Tage-Inzidenz“ trotz Omikron und niedriger Impfquote heute bei 120 liegt und nicht höher ist? https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit//südafrika

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Lukas Benner
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Reinhard G. •

Wie ist es zu erklären, das in Südafrika die „7-Tage-Inzidenz“ trotz Omikron und niedriger Impfquote heute bei 120 liegt und nicht höher ist? https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit//südafrika

Sehr geehrter Herr Benner,

und wenn die "Omikron"-Variante weniger gefährlich zu sein scheint, als die "Delta"-Variante – warum wird sie so von einigen gefürchtet?
https://www.focus.de/gesundheit/coronavirus/aerztin-aus-suedafrika-aerztin-die-variante-entdeckte-wenn-wir-ueberreagieren-laufen-wir-gefahr-die-vorteile-von-omikron-zu-verpassen_id_24536158.html

Wie denken Sie über die jetzigen Reisebeschränkungen bezüglich Südafrika?

Mit freundlichen Grüßen

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Sehr geehrter Herr G.,

herzlichen Dank für Ihre Frage, die ich Ihnen gerne beantworte. Seit einigen Wochen sehen wir steil ansteigende Neuinfektionszahlen mit der Omikron-Variante des Corona-Virus. Wir müssen davon ausgehen, dass wir eine ähnliche Welle wie in unseren europäischen Nachbarländern erleben werden. Gleichzeitig sehen wir, was Sie auch in Ihrer Frage ansprechen, dass die Omikron-Variante teilweise etwas weniger schwere Erkrankungen verursachen könnte. Leider ist Deutschland dennoch in besonderem Maße gefährdet, da unsere Bevölkerung, verglichen beispielsweise mit Dänemark oder Großbritannien, älter, schlechter geimpft und dadurch weniger immunisiert ist. Zudem bedeutet eine merklich höhere Ansteckung, selbst bei weniger schweren Verläufen, eine höhere Auslastung der Krankenhauskapazitäten. Auch besorgt die Ampelparteien, ebenso wie Mitarbeitende der kritischen Infrastruktur, Unternehmer*innen und weite Teile der Bevölkerung zunehmend die hohen Ansteckungsraten dieser Variante, die ein Kollaps weiter Teile unseres gesellschaftlichen Lebens verursachen könnten.

Reisewarnungen für Länder mit besonders hohen Infektionszahlen oder besorgniserregenden Virusvarianten spricht das Robert-Koch-Institut aus. Inwieweit es Sinn ergibt, diese in konkrete Reisebeschränkungen umzusetzen, kann diskutiert werden. Persönlich glaube ich, dass neue Virusvarianten sich oft schon über Ländergrenzen hinweg ausgebreitet haben, wenn sie in einem bestimmten Land in qualifizierten Laboren identifiziert wurden. Südafrika hat, verglichen mit einigen direkten Nachbarländern, deutlich höhere Testkapazitäten, weshalb Varianten auch schneller gefunden werden. Insgesamt wurden in Südafrika 21.827.936 Tests durchgeführt (im Vergleich zu 93.337.884 Tests in Deutschland oder 884.076 in Namibia – Quelle, Stand 11.01.2022). Wichtig ist, dass Einreisebeschränkungen nicht dazu führen, dass Länder neue Virusvarianten nicht mehr melden, um die Beschränkungen zu umgehen.

Leider befinden wir uns in einer politischen Lage, in der wir schnell Entscheidungen fällen müssen, um dem Pandemiegeschehen vorzugreifen, und gleichzeitig oft noch nicht abschließend alle Informationen vorliegen haben. Mit dieser Unsicherheit müssen wir, als politische Entscheidungsträger*innen und als Gesellschaft umgehen lernen. Ich bin jedoch optimistisch, dass wir mit den Möglichkeiten des Impfens, den Hygiene-Regeln und den gesetzlich geschaffenen Homeoffice-Regelungen die Tools haben, um diese Pandemie langfristig zu beenden.

Mit freundlichen Grüßen und bleiben Sie gesund,

Lukas Benner, MdB

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