Laut dem Politbarometer lehnt eine sehr deutliche Mehrheit das Gendern ab. Wie schätzen Sie die Einstellung in Ihrem Wahlkreis dazu ein?

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Nina Stahr
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Dirk W. •

Laut dem Politbarometer lehnt eine sehr deutliche Mehrheit das Gendern ab. Wie schätzen Sie die Einstellung in Ihrem Wahlkreis dazu ein?

Werden Sie sich in Abstimmungen zu diesem Thema an den Bürgern Ihres Wahlkreises orientieren?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Weiland,

vielen Dank für Ihre Frage!

Das Gendern in der Sprache ist ja nicht dazu da, Menschen zu ärgern - sondern im Gegenteil: es soll alle Menschen einbeziehen. Ich kann verstehen, dass es sich für viele Menschen erstmal ungewohnt anfühlt. Doch wir müssen auch anerkennen, dass Sprache Realitäten nicht nur abbildet, sondern auch schafft: Studien belegen, dass Menschen, wenn beispielsweise von "Ärzten", "Lehrern" oder "Tischlern" gesprochen wird, Männer assoziieren. Die übliche Aussage, Frauen seien mit gemeint, wird hier also widerlegt. Und als ausgebildete Lehrerin kann ich Ihnen sagen, dass das natürlich auch etwas in den Köpfen von Jungen und Mädchen macht: Jungs werden deshalb immer noch häufiger Ingenieur, Architekt oder Pilot, Mädchen häufiger Krankenschwester, Hebamme oder Erzieherin. Wenn wir Geschlechtergerechtigkeit erreichen wollen, müssen wir sie auch in unserer Sprache anwenden.

In Gesprächen mit Wähler:innen auch im Wahlkreis nehme ich immer wieder wahr, dass die Menschen vor allem nicht vorgeschrieben bekommen möchten, wie sie selbst zu sprechen haben. Das kann ich verstehen und das ist auch gar nicht mein Ziel. Ich möchte selbst eine Sprache nutzen, die inklusiv ist und von der sich alle angesprochen fühlen. In der Regel komme ich mit den Menschen, mit denen ich dazu spreche, sehr schnell zusammen, weil sie meine Argumente für ein inklusives Sprechen verstehen und ich gleichzeitig akzeptiere, wenn andere nicht so sprechen wollen. 

In diesem Sinne plädiere ich für etwas mehr Gelassenheit in dieser Debatte, genau wie unsere Kandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin in Berlin, Bettina Jarasch, die dazu einen - wie ich finde - sehr guten Gastbeitrag im Cicero verfasst hat: https://www.cicero.de/innenpolitik/gendern-verwaltung-ploss-jarasch-privilegien-minderheiten-macht

Herzliche Grüße,

Nina Stahr