Frage an Oliver Kaczmarek bezüglich Energie

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Oliver Kaczmarek
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Frage von Uwe P. •

Frage an Oliver Kaczmarek von Uwe P. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Kaczmarek,
ich bin Mitbetreiber des Schwerter Bürgerwindrades und besitze selbst eine Photovoltaikanlage auf dem Dach meines Hauses. Beide Anlagen sind 20 Jahre alt und fallen ab dem 1.1.2021 aus der öffentlichen Förderung heraus. Das kann ich verstehen. Nicht verstehen kann ich die Absicht, den privaten Betreibern von Altanlagen den eingespeisten Strom nicht zu vergüten oder ihnen zu untersagen, den erzeugten Strom für den eigenen Haushalt zu nutzen. Hier sehe ich auch erhebliche rechtliche Bedenken.
Ich bitte Sie, sich dafür ein zu setzen, dass den Betreibern von Altanlagen ein angemessenes Entgelt für die Einspeisung gewährt wird und/oder die Eigennutzung ihrer Anlage zu gestatten. Damit würde würden wir alle dem Ziel näher kommen, den Anteil erneuerbarer Energie zu erhöhen.
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Polinski

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Sehr geehrter Herr Polinski,

vielen Dank für Ihre Anfrage zu privaten Photovoltaik-Anlagen.

Um die im Klimaschutzgesetz rechtlich verbindlich verankerten Klimaziele sicher zu erreichen, brauchen wir eine umfassende EEG-Novelle, die dem Ausbau der Erneuerbaren Energien endlich den erforderlichen Schwung verleiht. Mindestens 65 Prozent Erneuerbare Energien am Stromverbrauch, so haben wir es im Koalitionsvertrag mit der Union vereinbart, sollen es bis 2030 sein; die vollständige Umstellung auf Erneuerbare Energien im Stromsektor kann und muss bereits deutlich vor dem Jahr 2050 beschritten werden.

Vor diesem Hintergrund begrüßen wir es zunächst einmal, dass sich die Bundesregierung am 23. September 2020 auf einen Gesetzesentwurf zur Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes verständigen konnte. Aus unserer Sicht enthält der Regierungsentwurf einige entscheidende Elemente, darunter insbesondere eine Regelung zur finanziellen Beteiligung für die Standortgemeinden von Windkraftanlagen, mit der wir die Akzeptanz des für die Energiewende zwingend erforderlichen Windkraft-Ausbaus erhöhen wollen. Außerdem ist für Windkraftanlagen künftig eine Südquote vorgesehen, damit sich Länder wie Bayern (mit ihrer 10H-Regelung) oder auch Baden-Württemberg beim Windkraftausbau nicht länger aus der Affäre stehlen können. Beides sind Forderungen, die wir als SPD-Bundestagsfraktion bereits seit langem erheben, und mit denen wir uns nun durchsetzen können.

Die Energiewende kann nur dann zum Erfolg geführt werden, wenn sie von den Bürgerinnen und Bürgern nicht nur akzeptiert, sondern auch aktiv vorangetrieben werden kann. Neben ambitionierten Ausbaupfaden für die Wind- und die Solarenergie setzen wir uns im nun anstehenden parlamentarischen Verfahren deshalb ganz explizit dafür ein, bestehende Investitionshemmnisse für die Bürgerenergie konsequent abzubauen. Hierzu gehört aus unserer Sicht auch und vor allem, den Eigenverbrauch von Solaranlagen künftig deutlich zu vereinfachen, so wie es im Übrigen auch die europäische Erneuerbare-Energien-Richtlinie vorsieht. Und wir wollen bei der (im Regierungsentwurf zumindest ansatzweise vorgesehenen) Anschlussregelung für PV-Altanlagen, die nach 20 Jahren EEG-Vergütung aus der Förderung fallen, noch einmal nacharbeiten. Ein verfrühtes Abschalten von noch funktionierenden Solaranlagen wäre nicht nur ein falsches Signal, sondern würde zugleich unsere Bemühungen für mehr Klimaschutz konterkarieren.

Um künftig endlich auch die Mieterinnen und Mieter an der Energiewende partizipieren zu lassen, wollen und werden wir die Rahmenbedingungen für den sog. Mieterstrom spürbar verbessern. Auf diese Weise tragen wir auch dazu bei, das enorme Flächenpotenzial bereits versiegelter Dachflächen in den Städten für die Energiewende fruchtbar zu erschließen. Außerdem arbeiten wir darauf hin, das sog. Energy Sharing, die erneuerbare Stromerzeugung und den gemeinschaftlichen Verbrauch innerhalb von Energiegemeinschaften, bestenfalls in Verbindung mit Speichern zu ermöglichen.

Für uns in der SPD-Bundestagsfraktion steht fest, dass wir die Ausbau- und die Klimaziele nur erreichen können, wenn sich Bürgerinnen und Bürger sowie Kleingewerbetreibende unter attraktiven Rahmenbedingungen und mit entsprechenden finanziellen Anreizen deutlich stärker als bislang beim Ausbau der Erneuerbaren Energien einbringen können. Wir stehen für bezahlbare erneuerbare Energie für alle. Über den weiteren Verlauf des Gesetzgebungsverfahrens informiere ich in meinem regelmäßig erscheinenden Infodienst, den Sie unter www.oliver-kaczmarek.de abonnieren können.

Mit freundlichen Grüßen

Oliver Kaczmarek

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