Frage an Omid Nouripour bezüglich Innere Sicherheit

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Omid Nouripour
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Frage von Martin H. •

Frage an Omid Nouripour von Martin H. bezüglich Innere Sicherheit

Sehr geehrter Herr Nouripour,

In Berlin soll ein "Ehrenmal" für die im Dienst umgekommenen Soldaten der Bundeswehr errichtet werden. Soweit mir bekannt ist, haben das im Prinzip auch die GRÜNEN befürwortet.

Meine Frage ist nun, ob es nicht zusätzlich auch eine Gedenkstätte für die durch die Bundeswehrsoldaten getöteten Menschen geben sollte. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist es für uns in Deutschland doch nicht mehr möglich, den Krieg nur aus der eigenen Perspektive zu sehen, sondern wir sehen auch die Opfer unserer Kriegshandlungen.

Durch den NATO-Angriff auf Serbien sind Tausende von Serben umgekommen, und durch den US- und NATO-Angriff auf Afghanistan sind Zehntausende von Afghanen getötet worden. In beiden Fällen waren Bundeswehrsoldaten maßgeblich an den Aktionen beteiligt. Diese Tötungen mögen notwendig gewesen sein -- um einen solchen politischen Streit geht es mir in diesem Zusammenhang nicht. Ich frage einzig und allein, ob es mit unserer politischen und moralischen Kultur vereinbar ist, zwar unserer eigenen Toten zu gedenken, aber diejenigen zu vergessen, die wir getötet haben. (Zumal die Verluste auf der anderen Seite aufgrund unserer technischen Überlegenheit um ein vielfaches höher waren und sind.) Mit meinen christlichen Wertevorstellungen verträgt sich das jedenfalls nicht.

Wie stehen Sie zu der Frage einer Gedenkstätte für die Opfer der Bundeswehr?

Mit freundlichen Grüßen und herzlichem Dank für Ihre Nachricht,
Ihr
Prof. Dr. Martin Haspelmath

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Haspelmath,

Verteidigungsminister Jung kam mit diesem Vorstoß 2007 vollkommen überraschend aus der Deckung, vermutlich auch um sich in konservativen Kreisen beliebt zu machen. Bis dahin kam Minister Jung kaum in der öffentlichen Wahrnehmung vor.

Ich und meine Fraktion begrüßen eine öffentliche Debatte darüber, wie Staat und Gesellschaft ehrend der deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger gedenken, die im Auftrag des Staates oder freiwillig im Dienst für den Frieden ihr Leben lassen. Eine solche Debatte muss vor dem Hintergrund des deutschen Militarismus sehr behutsam und sensibel geführt werden. Viele Diplomaten, Polizisten, Entwicklungshelfer aber auch Mitarbeiter von Friedensmissionen und zivilen Hilfsorganisationen riskieren ihr Leben oder haben im Dienst für den Frieden durch "Fremdeinwirkung" ihr Leben verloren. Auch sie haben ein würdiges Gedenken verdient.

Viele Grüße aus Frankfurt

Omid Nouripour

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