Sehr geehrter Herr Velissaridis,

das Verweisen auf Zitate bedeutet nicht, dass die in den Artikeln geäußerten Thesen dem "state of the art" entsprechen. Ich bitte Sie daher, meine vorherige Antwort genau zu lesen, die wissenschaftlichen Forschung und therapeutische Behandlungsmöglichkeiten zukünftig genauer und differenzierter zu verfolgen.

Ich betone noch einmal, dass Keimbahnveränderungen und die Präimplantationsdiagnostik (PID) nach dem Embryonenschutzgesetz verboten sind. Es geht also nicht um "Designer-Kinder". Zudem teile ich die entworfene Apokalypse der von Ihnen zitierten Autoren nicht. Das Einschleusen von Genen mittels Vektoren (Gentherapien) befindet sich weltweit nur für ganz wenige Krankheiten in einem Versuchsstadium. Das betrifft u. a. die Behandlung eines schweren Immundefekts (SCID), bei dem jeder kleine Schnupfen tödlich sein kann. Die Anwendung der in Dt. verbotenen PID in anderen Ländern ist zudem eine absolute Ausnahmeuntersuchung. Sie ist nur für wenige monogenetisch bedingte Erbkrankheiten zugelassen. Es geht also nicht um blonde, gezüchtete oder HIV-resistente Kinder. Eine Auswahl nach dem Geschlecht hingegen, wie sie u. a. in den USA geschieht, findet nicht die Zustimmung der Linken. In Deutschland begleiten viele Initiativen, Ärzte, Behinderten- und andere gesellschaftliche Organisationen - nicht zuletzt wegen der Eugenik und Euthanasie der Nazis - die Entwicklungen der Reproduktionsmedizin und die Ergebnisse der Genforschung zum Glück sehr genau. Es wird sehr vertieft debattiert, welche therapeutischen Verfahren zugelassen werden sollen, welche nicht und welche Therapien Selektionsinstrumenten gleichkommen und behindertes Leben diskriminieren. Das wird sich auch mit den Linken nicht ändern. Gegen die Optimierung eines Menschen im Sinne eines Idealbildes treten wir immer auf. Anders als Sie, glauben wir jedoch nicht, dass jedes Forschungsergebnis oder jede Therapie in der roten Gentechnik automatisch zu einem "Metamenschen" führt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Petra Sitte