Wie schätzen Sie die Lage nach einem halben Jahr Vernichtungskrieg gegen die Ukraine ein?

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Roderich Kiesewetter
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Frage von Willy K. •

Wie schätzen Sie die Lage nach einem halben Jahr Vernichtungskrieg gegen die Ukraine ein?

Sehr geehrter Herr Kiesewetter,
als ehem. MARS-Offizier, der auch mit den amerikanischen HIMARS und den brit. MRLS bestens vertraut sein dürfte, sind Sie einer der wenigen Bundestagsabgeordneten, die wirklich einschätzen können, was derzeit am Boden passiert. Diverse Gen. a.D. lagen analytisch bis dato falsch. Die ukrainische Armee ist ungeschlagen und sogar an einer 160km langen Frontlinie am Dniepro mit einem Abriegelungsversuch in der Offensive. vgl. Prof. Michael Clarke, King's College https://youtu.be/dIeoSyxZ8Mk
Wie lange kann die Ukraine nach Ihrer Analyse ohne westliche Flugzeuge und Kampfpanzer den Status quo mit der westlichen Artilleriestrategie erhalten und wann wird sich der Bundestag mit einer Ausweitung der Waffensysteme befassen müssen? Wie lang halten die 25 Himars und 200 Haubitzen noch Stand?
vgl. www.tagesspiegel.de/politik/ukraine-invasion-tag-183-das-schicksal-europas-haengt-an-25-himars-und-200-haubitzen/28631984.html

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Sehr geehrter Herr K.,

vielen Dank für Ihre Frage. Leider kann ich nicht detailliert auf Ihre Frage eingehen, da solche Informationen, öffentlich gemacht, dem russischen Aggressor helfen würden. Zudem hat die ukrainische Führung wegen der momentan laufenden Offensive eine Nachrichtensperre verhängt, an die auch ich mich halten möchte.

Dennoch ist bemerkenswert, daß die ukrainischen Streitkräfte chronisch unterschätzt werden. Weder ist Kiew nach drei Tagen gefallen, noch dauert es Monate bis westliche Waffensysteme in der Armee integriert sind. Trotzdem ist die Ukraine auf einen stetigen Zufluss von westlichen Waffen angewiesen, da sie Russland nummerisch immer noch unterlegen ist. Der Bundestag hat sich bereits am 28. April 2022 in einer großen Mehrheit für die Lieferung auch schwerer Waffen an die Ukraine ausgesprochen, nur zögert das Kanzleramt bis heute, wenn es um die Lieferungen von Marder, Fuchs, Leopard oder Dingo geht. Warum Bundeskanzler Olaf Scholz nicht handelt, ist mir nicht klar.

Was die Ukraine momentan vor allem benötigt, sind gepanzerte Transport- und Gefechtsfahrzeuge. Davon hätte Deutschland genug im Angebot. Andere Partner könnten sich dann auf die Lieferungen von Mehrfachraketenwerfern und ähnlichem konzentrieren. Bisher bleiben wir aber schlicht und ergreifend hinter unseren deutschen Möglichkeiten und Fähigkeiten zurück.

Herzliche Grüße
Ihr Roderich Kiesewetter

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